Red List

Von der Porzellanmalerei bis zum Blaudruck, von der Weberei bis zum Reetdachdecker-Handwerk verfügen wir in Deutschland über eine unglaubliche Bandbreite an traditionellen Handwerkskompetenzen und über einige der besten Handwerker der Welt.

Doch diese Fähigkeiten liegen oft in den Händen von kleinen Manufakturen und wenigen Einzelpersonen. Viele von ihnen waren in der Vergangenheit nicht in der Lage, ihr Erfahrungswissen weiterzugeben. Auch aktuell sind zahlreiche Handwerksbereiche in ihrer Existenz bedroht, so dass die Weitergabe von Wissen und Können sichergestellt werden muss.

Die erstmals im Jahr 2024 veröffentlichte Rote Liste gefährdeter Handwerke der Deutschen Manufakturenstraße ist das erste Archiv dieser Art in Deutschland, das traditionelle Handwerksberufe nach der Wahrscheinlichkeit bewertet, inwieweit sie es schaffen können, in der nächsten Generation zu überleben. Es orientiert sich in der Kategorisierung an derjenigen der britischen „The Heritage Crafts Association“, die auch dieses Format erfolgreich im Sinne des Unesco-Kulturerbeschutzes entwickelt hat. Die Klassifizierung soll dazu beitragen, die Bedeutung gefährdeter Handwerkstechniken auch im Kontext des immateriellen Kulturerbeschutzes der UNESCO zu hervorzuheben, die ja nur einen von fünf Kulturformen des immaterielles Kulturerbes ausmachen.

Ziel der Red List ist es, traditionellen Handwerkspraktiken mehr Sichtbarkeit zu geben, die durch eine Reihe erkennbarer Probleme bedroht sind. Wir hoffen, dass diese Forschung ein Aufruf zum Handeln an diejenigen sein wird, die die Möglichkeit besitzen, neue, zukunftsweisende Infrastrukturen zum Erhalt des handwerklichen Kulturerbes zu schaffen.

Für die erste Auflage der Liste, die regelmäßig aktualisiert wird, wurden zwischen September 2023 und Februar 2024 über 500 Organisationen und Einzelpersonen direkt per E-Mail und Telefon kontaktiert und eingeladen, an der Forschung mitzuwirken. Die Teilnehmer wurden gebeten, Hintergrundinformationen zu jedem Handwerk bereitzustellen, wie etwa seine Geschichte, Techniken und lokale Formen, sowie aktuelle Informationen über die Anzahl der qualifizierten Handwerker und Auszubildenden und die aktuellen Probleme, die die Lebensfähigkeit des Handwerks beeinträchtigen.

Anschließend wurde eine Matrix anhand einer Kombination aus objektiven Kriterien (z. B. Anzahl der Handwerker*innen und Auszubildenden) und subjektiven Kriterien (Probleme, die sich auf die Zukunftsfähigkeit des Fahrzeugs auswirken, einschließlich Ausbildungsmöglichkeiten und Markttrends) in eine von vier Gefährdungskategorien eingeteilt. Diese Einteilung orientierte sich anderen internationalen Beispielen des Kulturgüterschutzes.

Wenn Sie Fragen zur Forschung haben, ein nicht aufgeführtes Handwerk kennen oder weitere Informationen zu einem künstlerischen Handwerk hinzufügen möchten, wenden Sie sich bitte an redlist@deutsche-manufakturenstrasse.de

Risikokategorien

Die Kategorisierung innerhalb der Roten Liste der bedrohten Handwerksberufe in Deutschland nutzt ein System von vier Risikokategorien, um die Lebensfähigkeit historischer Handwerksberufe zu bewerten. Ein traditionelles Handwerk gilt als lebensfähig, wenn es genügend Handwerker gibt, um die handwerklichen Fähigkeiten an die nächste Generation weiterzugeben. In allen anderen Fällen existieren graduelle Unterschiede der Gefährung.

Als ‚kritisch gefährdete‘ Handwerkstätigkeiten werden solche eingestuft, die ernsthaft gefährdet sind und die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass sie in Deutschland in naher Zukunft nicht mehr ausgeübt werden. Dazu können Handwerksberufe mit einer schrumpfenden Basis von Handwerkern, Handwerksberufe mit begrenzten Ausbildungsmöglichkeiten oder kaum Auszubildenen gehören, Handwerksberufe mit geringer finanzieller Lebensfähigkeit oder Handwerksberufe, bei denen es keinen Mechanismus im Rahmen des Berufszweiges der der Wirtschaftsförderung zur Weitergabe der Fähigkeiten und Kenntnisse gibt.

Appreteure und Dekateure
Bildgießerei
Damensattelbau
Daubenhauer
Diamantschleifen
Edelstickerei
Eisenschmied
Fächerherstellung
Farbmanufaktur
Flachglasherstellung
Futteralherstellung
Glockengießerei
Goldschlagen
Guillochieren
Hobelbau
Holzreifenmacherei
Holzschiffbau
Holzschuhmacherei
Horndrechslerei
Hümmelchenbau
Kompassbauer
Kummetherstellung
Kupferschmiede
Landkartenmaler
Leinendamastweberei
Metherstellung
Mühlenbau
Netzherstellung
Papierherstellung
Peitschenherstellung
Pergamentherstellung
Pfeifenbäckerei
Pfeilschmieden
Plattnerei
Plisseebrenner
Rosshaarweberei
Sägenherstellung
Saitenmanufaktur
Scherenschmied
Schirmmacherei
Schriftgießerei
Seidenbandherstellung
Spinnradherstellung
Spitzenklöppelei
Spitzenschuhherstellung
Steigbügelherstellung
Stellmacherei
Strohhut-Herstellung
Tuchmacherei
Walken
Ziffernblatt-Emaillieren

Als ‚gefährdet‘ werden Handwerke eingestuft, die derzeit genügend Akteure haben, um die Kenntnisse an die nächste Generation weiterzugeben, bei denen jedoch ernste Bedenken hinsichtlich ihrer weiteren Lebensfähigkeit bestehen. Dazu können Handwerksberufe mit einem schrumpfenden Marktanteil gehören, einer alternden Zielgruppe oder Handwerksberufe mit einer abnehmenden Zahl der Ausübenden.

Besenbinden
Bienenkorbherstellung
Binsenflechten
Blasinstrumentenbau
Blaudruck
Blockdruck
Bogenbau
Bootsbau
Böttcher
Brillenherstellung
Buchbinden
Bürstenbinden
Cembalo- und Clavichordbauen
Drehorgelbau
Fahrradrahmenbau
Fahrzeugsattlerei
Falknereiausrüstungsherstellung
Feinoptiker
Feintäschnerei
Fenderherstellung
Flechtzaunherstellung
Fleckteppichhersteller
Flötenbauer
Gehstockherstellung
Geigenbau
Gerberei
Glasmalerei
Glasschleiferei
Glasschmiedekunst
Globusbau
Griffherstellung
Handchuhmacherei
Handgestrichene Ziegelherstellung
Handgravur
Handzuginstrumentenmacherei
Harfenbau
Harmoniumbau
Hinterglasradierung
Holzbildhauerei
Holzmastenherstellung
Holzschindelmacher
Hutmacherei
Kunststopferei
Kürschner
Kutschenbau
Kuttler
Lackarbeit
Larvenschnitzen
Lasieren
Leiterbau
Letterpressdrucken
Lithografie
Marionettenbau
Marmormalerei
Maserieren
Messermacherei
Muldenhauer
Nadelbinden
Neonröhrenherstellung
Ölherstellung
Pfeifenherstellung
Pferdegeschirrherstellung
Pflanzliches Ledergerben
Pigmentherstellung
Posamenterei
Rammgewerbe
Rechenbau
Reetdachdecken
Rudermacherei
Schaustellmalerei
Schiffchenarbeit
Schlaginstrumentenbau
Schuhleistenbau
Schuhmacherei
Segelmacher
Seidenweberei
Seilerei
Strohhandwerk
Stuckarbeit
Theaterplastiker
Vardokunst
Wissenschaftliches Glasblasen
Zupfinstrumentenmacherei

Als „gegenwärtig lebensfähig“ eingestufte Handwerke werden solche, die sich in einem soliden Zustand befinden und genügend Handwerkerinnen und Handwerker vorweisen, um Wissen und Fähigkeiten an die nächste Generation weiterzugeben. Dazu können Handwerke mit einem großen Marktanteil, weit verbreitete Handwerksberufe oder Handwerksdiziplinen mit einer starken lokalen Präsenz gehören. Die Einstufung als „derzeit lebensfähig“ bedeutet nicht, dass das Handwerk risikofrei bzw. die künftige Nachhaltigkeit und Lebensfähigkeit nicht beeinträchtigt ist.

Automatenbau
Batik
Bleiarbeit
Drechseln
Dunkelkammerfotografie
Edelsteinschleiferei
Fachwerkbau
Färberei
Federnbau
Filzen
Flechten
Flickenteppichherstellung
Fliesenherstellung
Grünholzarbeit
Häkeln
Herstellung chirurgischer Instrumente
Hufschmiede
Intarsienarbeit
Kalligraphie
Kantenwerkzeugherstellung
Kerzenherstellung
Knopfherstellung
Korsettherstellung
Lebkuchenbäckerei
Makramee
Medaillenherstellung
Metallgießen
Modellbau
Orgelbau
Patchworknähen und Steppen
Perlenarbeit
Perückenherstellung
Puppenbau
Saiteninstrumentenbau
Sattelbau
Sattlerei
Schaukelpferdherstellung
Schellackpolieren
Schildmalerei
Schmiedehandwerk
Schmuckherstellung
Schneiderei
Schwertschmiedkunst
Siebdruck
Silberschmiedekunst
Smokarbeit
Spielzeugherstellung
Spinnen
Stahlpfannenherstellung
Steinmetzarbeiten
Steinschnitzerei
Stickerei
Stricken
Taxidermie
Teppich Tufting
Teppichweben
Tiefdruck
Tischkulturherstellung
Tischlerei
Töpferei
Trachtenfertigung
Traditionelles Fliesenlegen und Mosaik
Trockenmauerbauen
Trommelbau
Uhrenherstellung
Vergoldung
Waffenbau
Weberei
Zierputz
Zimmerei
Zinnarbeiten