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Landkreis Elbe-Elster

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Wo die Schwarze und Kleine Elster neben der Elbe fließen und sich sächsische Spuren in die brandenburgische Fährte mischen, da liegt der Landkreis Elbe-Elster. Im Süden Branden-burgs, in unmittelbarer Nähe zu Sachsen und Sachsen-Anhalt, liegt der Landkreis im Dreieck der Großstädte Berlin, Dresden und Leipzig. Knapp über 100.000 Menschen wohnen hier in der 1.900 qm großen Landschaft, die ihren Namen von den Flüssen erhält, die sich ihren Weg durch das Land schlängeln. Neben Kiefern- und Mischwäldern findet man Auen, weite Felder, Wiesen, Seen und Moore, die man mit Rad, Kanu oder zu Fuß erkunden kann. Das Elbe-Elster-Land verschmilzt im Osten mit der Niederlausitz. Im Norden berührt es den Niederen Fläming. In der Flora und Fauna des Loben, eines der letzten intakten Moore der Niederlausitz, spiegelt sich die typische Moor- und Heidelandschaft der Region. Große Teile dieser liegen im Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft, der auch als Urlaubsziel für Rad- und Wanderfreudige beliebt ist. Als Energie- und Klimaschutzregion geht der Landkreis innovativ und zukunftsorientiert mit dem industriellen Erbe des Braunkohlebergbaus um. Heute gibt es keine aktiven Tagebaue mehr, doch hat der Bergbau die Lausitz geformt und hinterließ Seen, wo es vorher keine gab. Diese neue Landschaft soll in nachhaltiger Weise wieder nutzbar gemacht werden. 

Die Menschen im Landkreis Elbe-Elster prägt eine Weltoffenheit und Neugierde. Ab der Industrialisierung kam ein großer Zustrom neuer Einwohner und Einwohnerinnen. Das Elbe-Elster-Land steckt voller kleiner und großer Geschichten der Menschen und Kultur, die entdeckt und erlebt werden wollen. Elbe-Elster gilt als die „Wiege des mitteldeutschen Wandermarionettentheaters“, dessen 250-jährige Geschichte heute in Bad Liebenwerda erforscht werden kann. Bei Mühlberg bestimmte 1547 eine Schlacht den Verlauf der Reformation. Dort bietet sich auch heute noch eine reiche Schlösser- und Orgellandschaft. In Finsterwalde singt man berühmte Gassenhauer und pflegt den Gesang. 

Neben der Landwirtschaft sind die mittelständische Industrie und das Handwerk die wichtigsten Arbeitgeber der Region. Besonders in der Lausitz hatte das Handwerk goldenen Boden, wo traditionelle Handwerke wie das Töpfern, Gerben, Fischen, Schmieden, die Korbmacherei und Müllerei ansässig waren. Doch auch heute wird sich vielen davon noch mit Leidenschaft gewidmet. Für das Töpfer- und Keramikhandwerk sind die beiden Dörfer Crinitz und Hohenleipisch dank der guten Tonvorkommen von großer Bedeutung und es sind immer noch zahlreiche Töpfereien ansässig. Im 725 Jahre alten Töpferdorf Crinitz findet jährlich ein großer Markt statt, auf dem Steinzeugwaren aus dem gesamten Bundesgebiet präsentiert werden. Das Land an Elbe Elster und seine Geschichte dienen den Kunsthandwerkenden der Dörfer dabei auch immer wieder zur Inspiration. Die Crinitzer Töpferin Christel Kiesel interpretiert die regionale Tradition in klassisch-modernen Formen und betreibt die Töpferei Kieselsteinzeug mittlerweile in der fünften Generation. Auch die Steinzeugtöpferei Schulze-Crinitz fertigt seit mehr als 135 Jahren hochwertige Keramik und in Hohenleipisch hat sich Anett Lück in einer 120 Jahren alten Werkstatt niedergelassen, in der sie auf der Töpferscheibe handgefertigte Steinzeugkeramik und traditionell im Holzfeuer gebrannte Gefäße herstellt.  

Traditionell ansässig in der südbrandenburgischen Kleinstadt Doberlug-Kirchhain ist das Handwerk der Gerberei, das dort auf eine 400-jährige Geschichte zurückblickt. Die Hälfte dieser Zeit war die Familie des Gerbers Manfred Oettrich in dem alten Handwerk tätig, das er heute in fünfter Generation fortführt. Auch in der Gerberei Höppner, die als einer der wenigen Betriebe in Deutschland auf die Herstellung von edlem Straußenleder spezialisiert ist, wird es in vierter Generation bewahrt. Die Geschichte des Handwerks kann im ortsansässigen und in Europa einmaligen Weißgerbermuseum erkundet werden, das 1753 ebenfalls als Gerberei erbaut wurde. 

Im Frühjahr stehen die noch zahlreich erhaltenen Streuobstwiesen im Landkreis Elbe-Elster in voller Blüte, während im Herbst die violett glühende Heideblüte das Land färbt. Hier kreiert Petra Wetzel mit ihrer Niederlausitzer Heidemanufaktur in Hohenleipisch klassische Ansatzliköre und aromatische Gourmet-Fruchtaufstriche aus heimischem Obst und fast vergessenen Wildfruchtarten, wie Mispel, Kornelkirsche oder Speierling. Das Dorf war vor der Wende im Osten Deutschlands bekannt durch seinen Obstanbau. In Bad Liebenwerda sitzt das Traditionsunternehmen Bauer Fruchtsaft, dessen Fruchtsäfte unter anderem ebenfalls mit den Erträgen der regionalen Streuobstwiesen hergestellt und deutschlandweit vertrieben werden. In der Kurstadt sitzt auch das Weingut Leonhardt: Rico Leonhardt geht damit seiner Passion nach, frische und lebendige Weine herzustellen, die das Umfeld in allen Facetten widerspiegeln und ihre feinen Aromen unter anderem durch den mineralstoff-reichen Boden unweit der Schwarzen Elster erhalten. In Schlieben, der ältesten Stadt im Landkreis, wird seit dem 13. Jahrhundert Wein angebaut. Heute wird die Rebfläche Langer Berg von dem Verein zur Förderung des historischen Weinbaus in Schlieben bewirtschaftet und somit als lebendes Naturdenkmal erhalten. 

Im Landkreis Elbe-Elster wird nicht nur die außergewöhnliche und abwechslungsreiche Natur bewahrt, sondern auch alte Traditionen und Handwerke, die dort seit hunderten von Jahren verwurzelt sind. Von Generation zu Generation werden diese weitergegeben und machen die Region zu einem ganz besonderen Fleck in Deutschlands Manufakturenlandschaft.

 

Fotos von: Andreas Franke