Sachsen

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In Sachsens Manufakturenlandschaft trifft Historisches auf Zeitgenössisches. Innovative Designstudios existieren im vielleicht kulturreichsten Bundesland Deutschlands neben einer Reihe traditioneller und seltener Handwerke. Jedes vierte Unternehmen in Sachsen ist im Handwerk tätig.

 

 

Nicht nur die Landeshauptstadt Dresden, die Metropole Leipzig und die Europäische Kulturhauptstadt 2025 Chemnitz zählen zu den Hotspots hochwertig und nachhaltig produzierender Manufakturen und Designstudios. Auch das hügelige Vogtland im Südwesten und das „Weihnachtsland“ Erzgebirge haben eine einzigartige Dichte an Manufakturen. Was diese Betriebe auszeichnet, ist, dass sie durch hochwertige Materialien, spezialisierte Verarbeitungsweisen und Designforschung Gegenstände schaffen, die global nachgefragt werden.

Zu den bekanntesten Manufakturprodukten aus Sachsen gehören das Meissener Porzellan, die Plauener Spitze, Uhren aus Glashütte sowie die Herrnhuter Sterne. In den Schaumanufakturen Sachsens lässt sich das Prädikat „Manufaktur“ teilweise noch hautnah erleben. Gäste können die Ausführung entscheidender Arbeitsschritte per Hand beispielsweise in der Schauwerkstatt der Meissener Porzellanmanufaktur, der Schaustickerei Plauen, bei den Uhrenherstellern Bruno Söhnle Glashütte und Moritz Grossmann in Glashütte oder auch der Schauwerkstatt der Herrnhuter Sterne in der Oberlausitz verfolgen. 

Wer kennt sie nicht, die Blauen Schwerter? Sie zieren als ältestes Markenzeichen der Welt das berühmte Meissener Porzellan. 1710 wurde die Porzellanmanufaktur Meissen bereits gegründet. Im manufaktureigenen Bergwerk unweit von Meißen wird tagtäglich reinstes Kaolin abgebaut. Aus dieser weißen Tonerde – gemischt mit einheimischem Feldspat und Quarz – entstehen in einer bis heute erhaltenen einzigartigen Handwerkskunst im Meißener Triebischtal filigrane Figuren, großformatige Plastiken, erlesene Service und unikale Kunstwerke.

Die sächsische Kulturlandschaft war bereits vor dem industriellen Zeitalter durch den Bergbau geprägt. Vor allem Silbererz wurde im Erzgebirge abgebaut. Der Bergbau sorgte für ein weiteres kunsthandwerkliches Alleinstellungsmerkmal in Sachsen. Seit dem 15. Jahrhundert waren es vor allem die Bergleute, die damit begannen, in meisterlicher Handarbeit hochwertige – v.a. figürliche – Gegenstände aus Holz herzustellen. Das Erzgebirge beansprucht dabei, das größte geschlossene Volkskunstgebiet in Deutschland zu sein. Rund 150 Betriebe produzieren in Handarbeit Nussknacker, Räuchermännchen, Schwibbögen, Pyramiden und viele andere Erzeugnisse, die vor allem zur Weihnachtszeit für festliche Stimmung sorgen.

Einer der bekanntesten Familienbetriebe ist Wendt & Kühn in Grünhainichen. Die berühmten Engel mit den grünen Flügeln und 11 weißen Punkten werden nach überlieferten Entwürfen und Zeichnungen der Firmengründerin Grete Wendt und ihrer Weggefährtin Olly Wendt ganz von Hand gefertigt – seit 100 Jahren schon erobern sie die Herzen der Menschen auf der ganzen Welt. In der Erlebniswelt vor Ort lässt sich dieser Zauber auch mittels Führungen ganzjährig nachspüren. In der Füchtner-Erfinderwerkstatt in Seiffen werden in der 8. Generation Nussknacker hergestellt. Die in leuchtenden Farben bemalten Figuren erzählen dabei nicht nur vom regionalen Handwerk, sondern leben auch in dichterischen Darstellungen, wie der „König Nussknacker und der arme Reinhold“ von Hermann Hesse oder Peter Tschaikowskys „Nussknacker-Suite“ weiter. Und ein Besuch des Erzgebirges lohnt sich nicht nur in der Weihnachtszeit.

 

Die enge Verbindung aus wertvollen Rohstoffen und edlen Verarbeitungsformen macht sich auch im Musikinstrumentenbau bemerkbar. In seiner weit zurückreichenden Musiktradition ist Sachsen noch immer das Bundesland mit der dichtesten Theater- und Orchesterstruktur in Deutschland.  Diese musikalische Tradition machte Sachsen fast zwangsläufig zu einem Zentrum des Musikinstrumentenbaus. Und zwar für alle Arten von Instrumenten: Das obere Vogtland ist bis heute das Zentrum des Musikinstrumentenbaus in Sachsen. 

Im Musikwinkel Markneukirchen – Schöneck – Klingenthal werden seit mehr als 350 Jahren Musikinstrumente aller Art aus Holz und Blech in Handarbeit gefertigt. In der Erlebniswelt Musikinstrumentenbau werden die Herstellung von Geigen, Kontrabassen und Blechblasinstrumenten in originalgetreu aufgebauten Schauwerkstätten noch heute mit allen Sinnen vermittelt. Auch die Meisterwerkstatt für Zupfinstrumentenbau PreußGuitars arbeitet in einem historischen Gebäude, restauriert, repariert und fertigt Gitarren nach individuellen Wünschen –   mit Hilfe von Werkzeugen, die teilweise über 100 Jahre alt sind. 

Die Meisterwerkstatt Hammig im Vogtland blickt auf die längste ununterbrochene Familientradition im deutschen Musikinstrumentenhandwerk zurück und stellt Querflöten, Piccolos, Alt- und Bassflöten hundert Prozent „Made in Germany“ her. Schöne Töne kommen auch aus der Oberlausitz: Der Orgelbauer von Orgelbau Eule in Bautzen schöpft seine klangliche Stilistik aus der Tradition des mitteldeutschen Orgelbaus und lässt diese in moderne Orgelbaukonzeptionen einfließen. Bei Jehmlich Orgelbau Dresden werden Orgeln in der barocken sächsischen Silbermann-Tradition neugebaut und restauriert. Der Handwerker für Saiteninstrumente Claus Ludwig Clement spezialisierte sich hingegen auf ein Nischenthema – den Geigenlack, da ihn dessen lange vernachlässigter Einfluss auf den Klang der Instrumente fasziniert. 

Nicht nur Musikinstrumente und erzgebirgische Holzkunst machen Sachsen zu einer Jahrhunderte alten Produktionsstätte hochwertiger Handarbeitsprodukte für alle Sinne. Kulinarische Erzeugnisse wie der Dresdner Christstollen sind in ihrer spezifischen Herstellungsweise seit Jahrzehnten marken- und patentrechtlich geschützt. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Dresdner Christstollen® 1474 auf einer Rechnung des christlichen Bartolomai-Hospitals. Auch wenn die Grundrezeptur für den Stollen festgeschrieben ist, so hat doch jeder Bäcker sein Familienrezept, das meist von Generation zu Generation weitergegeben wird. In der Stollenbäckerei Krause werden die Stollen von Hand mit hochwertigen Rohstoffen aus aller Welt und in zahlreichen Variationen hergestellt.

Deren traditionsreiche Rezeptur wird von den Bäckermeistern darüber hinaus auf dem Dresdner Striezelmarkt in der Erlebnisbackstube in Stollenbackkursen vermittelt. Unweit der sächsischen Landeshauptstadt, in der Pfefferkuchenstadt Pulsnitz, werden seit dem Jahr 1558 Pulsnitzer Pfefferkuchen nach Familienrezept gebacken. Das Besondere am Original Pulsnitzer Pfefferkuchen ist, dass der Teig kein Fett enthält und über mehrere Wochen und Monate zum Reifen eingelagert wird.

Erst danach wird er gewürzt und weiterverarbeitet. Dabei ist der Pfefferküchler ein anerkannter Beruf in Sachsen. Der älteste, noch in Familienbesitz befindliche Betrieb ist die 1813 gegründete Pfefferküchlerei Löschner in Pulsnitz. In der „Alten Pfefferküchlerei“ in Weißenberg kann man sich museal ebenfalls von der Kunst des Pfefferkuchenbackens überzeugen. 

Kulinarik aus Sachsen heißt auch Weingenuss: Seit mehr als 850 Jahren bauen die sächsischen Winzer in eindrucksvollen Steillagen und malerischen Terrassenweinbergen Trauben an, die sie anschließend zu ausgesuchten Weinen keltern. Im Herzen der Sächsischen Weinstraße und auch unweit vom beliebten Elberadweg befindet sich das Weingut Schloss Wackerbarth.

Europas erstes Erlebnisweingut in Radebeul besticht als Ensemble aus barocker Schloss- und Gartenanlage, malerischer Weinkulturlandschaft und moderner Manufaktur. Hier stehen die Wein- und Sektherstellung im Vordergrund. Die klassische Flaschengärung, das ursprünglichste und bis heute hochwertigste Verfahren der Sektherstellung, hat eine lange Tradition in Sachsen. Schon 1836 gründeten die damaligen Kellermeister auf Schloss Wackerbarth eine Sektmanufaktur in den Radebeuler Weinbergen.

Aber nicht nur Traditionelles hat in Sachsen seine Heimat. Viele innovative Designer und kreative Handwerker haben sich in den vergangenen Jahren mit ihren in hochwertiger Handarbeit hergestellten Produkten einen Namen gemacht. So lässt der Leipziger Grafiker und Brillenbauer Ezo Forcitini seinen interdisziplinären Hintergrund in das Design seiner Brillen-Unikate aus Holz einfließen.

Die in der Fertigung von Bühnengarderoben für klassische Musiker spezialisierte Designerin Maxi Lasheras denkt „outside the box“ – mit ihrem Modelabel Radrobe geht sie eine umweltfreundliche Verkehrswende von Seiten textiler Schnittmuster und Lösungen an. Studio Oink in Leipzig verbindet in seinem Möbel- und Produktdesign Funktion und Poesie durch einfache, verspielte maßgeschneiderte hochwertige Interior-Konzepte für den privaten und öffentlichen Raum. Die Thierfelder Manufaktur aus Chemnitz macht von der Skizze bis zur fertigen Kollektion alles von Hand und näht Hemden, Blusen und Accessoires auf Stil und Maß. 

 

So ist Sachsen im Bereich des qualitativ hochwertigen Handwerks sowohl durch seine Volkskunst als auch durch seine von industriellem und kulturellem Wandel geprägten Betriebe eine Manufakturenlandschaft für alle Sinne, die sich vielerorts auch hautnah erleben lässt.

 

Weitere Informationen hält die Webseite von Sachsen Tourismus bereit:

www.sachsen-tourismus.de