In seiner Werkstatt in Sipplingen fertigt Möbeldesigner Axel Heizmann zeitlose Stücke – von Stühlen und Betten bis hin zu kleinen Trockenrosten. Alles liebevoll bis ins kleinste Detail durchdacht und in enger Abstimmung mit Kunden und Innenarchitekten geformt.
Geschwungene Armlehnen, versteckte Details: An Heizmanns Werken bleibt das Auge hängen. Aus dem Holz regionaler Bäume schafft er durch mehrere Arbeitsschritte perfekt geformte Möbelstücke. Bei den heimischen Hölzern hat es ihm besonders das Birnbaum-Holz angetan: es kann sich – abhängig von Alter und Standort – lachsfarben bis tiefviolett färben und eine flammenähnliche Maserung aufweisen.
Heizmanns Möbel bewegen sich zwischen ausdrucksstarken Objektmöbeln und funktionalen Skulpturen. Ihre geölten, seidenmatten Oberflächen strahlen eine gewisse Wärme aus. Sie sind keine reinen Gebrauchsgegenstände, sondern Designobjekte, die perfekt auf ihre Umgebung abgestimmt sind ohne diese zu dominieren.
Was bieten Sie Ihren Kunden? Was suchen Kunden (aus Ihrer Sicht) bei Ihnen?
Als Möbeldesigner und Tischler fertige ich Möbel auf Maß. Die meisten Projekte starten bei meinen Kunden direkt vor Ort. Dort fange ich Kundenwünsche, Atmosphäre und Stimmungen ein; erste Ideen werden ausgetauscht. Und dann geht’s ans Zeichnen und Entwerfen. Meine Kunden genießen es, zusammen mit mir diese gestalterische Reise zu machen. Mir macht es sehr viel Freude die Wünsche meiner Kunden zu entdecken und dann mit Farben und Materialien in funktionale Objekte umzusetzen. Bei größeren Projekten ist man für kurze Zeit quasi Teil der Familie. Meine Kunden genießen diesen entgegenkommenden Service der ihnen hilft, ihr Zuhause schöner und funktionaler zu machen. Ein erfolgreiches Projekt ist wie ein guter Dialog.
Was können Sie besser als andere? Oder bescheidener gefragt: Haben Sie bzw. Ihr Unternehmen eine Art Alleinstellungsmerkmal oder besondere Kenntnisse, die ggf. selten sind?
Es gibt unendlich viele tolle Betriebe und Manufakturen. Daher ist ein Alleinstellungsmerkmal nicht so leicht zu finden. Aktuell arbeite ich an neuen Oberflächen. In der Art und Weise wie ich diese Oberflächen herstelle, macht das meines Erachtens aktuell noch niemand.
Zu meinen Stärken zähle ich eine gestalterische Zurückhaltung. Design ist wichtig. Doch ein Möbel sollte visuell Raum lassen für die Dinge des Alltags. Darum folge ich mit meinem Entwürfen dem Motto „kill your darlings“. Weniger ist mehr.
Eine Stärke meiner Arbeit ist sicherlich die ausgewogene Proportion zwischen Möbelstück und Raum. Wenn man da sehr sensibel vorgeht, entstehen sehr stimmige Entwürfe. Zumindest ist dies ein Feedback, das ich von meinen Kundinnen und Kunden immer wieder höre.
Ist das, was Sie tun, typisch für Ihre Region? Prägt das regionale Umfeld Sie und Ihre Tätigkeiten?
Eine Verbindung zwischen meiner Arbeit und der Region kann ich schon herstellen. Im süddeutschen Raum wird viel Wert auf Qualität gelegt. Das fängt beim Hausbau an. In diesem Punkt werden wir von Vorarlberg und der Schweiz positiv beeinflusst. Doch auch im Schwarzwald werden traditionell hochwertige Häuser gebaut. Ich würde sagen, dass die Qualität der Möbel sich am jeweiligen Haus orientiert. Und hochwertige Möbel sind meistens aus Massivholz. Hier kommt die Qualität unserer hiesigen Hölzer ins Spiel: Die Bodenseeregion und der Schwarzwald sind voll mit tollen Hölzern. Es gibt einige Sägewerke, die nur regionale Hölzer aufschneiden und anbieten. Im Bodenseegebiet sind das vor allem Kirschbaum, Nussbaumholz, Birnbaum und Eiche. Ich arbeite auch sehr gerne mit astfreier Weißtanne aus dem Schwarzwald.
Gibt es etwas, für das Ihre Region bzw. Ihr Lebensort besonders bekannt ist?
Ich lebe seit 23 Jahren in Sipplingen am Bodensee. Wir haben hier die größte Blumenvielfalt rund um den gesamten See. Es wachsen sogar seltene Orchideen an unseren Steilhängen. Aber natürlich ist es an erster Stelle der See, der das Leben und damit die Lebensqualität hier prägt: Mit ihm haben wir direkt vor der Haustüre einen gigantischen Trinkwasserspeicher. Das ist jetzt schon ein großer Schatz; in Zukunft wird er noch kostbarer sein. Für mich kann er aber noch viel mehr: Beim Anblick von See und Wasser fühle ich mich irgendwie komplett. Auf schöne Art und Weise wunschlos glücklich.
Wo gehen Sie hin, wenn Sie entspannen wollen?
Wenn ich entspannen will, dann laufe ich in der Regel direkt von Zuhause aus los – hinein ins Wildkräuterparadies rund um Sipplingen. Bei den frischen Kräutern in den Wiesen und beim Blick auf See und Berge stellt sich bei mir blitzschnell Entspannung ein. Im Winter laufe ich auch sehr gerne direkt am See entlang nach Überlingen in die Therme.
Vor ein paar Jahren hat zu meiner Entspannung der argentinische Tango gehört. Inzwischen wurde er vom Tischtennis abgelöst. Aber die Beinarbeit vom Tanzen kann ich auch an der Tischtennisplatte gut gebrauchen.
Können Sie ein Restaurant aus Ihrem Umfeld besonders empfehlen?
Sehr zu empfehlen ist die Wendelgard in Konstanz. Dort bekommt man den besten Zwiebelrostbraten mit Rösti weit und breit.
In Überlingen empfehle ich die Naturata mit Mittagstisch und Malz Cappucino.
Gibt es einen speziellen Einzelhandelsladen, den Sie empfehlen können, den es nur in Ihrem Ort (oder in der Region) gibt?
Ich lebe in einem Dorf mit 2050 Einwohnern – und nur einem winzigen Dorfladen. Hier gibt’s eine kleine Auswahl von allem, was man für das tägliche Leben so braucht. Und natürlich alle Neuigkeiten aus dem Dorf.
Sehr zu empfehlen ist das SixSinne in Überlingen: Dort erhält man feinste Schokolade aus der ganzen Welt. Im Winter kann man dort urgemütlich in tiefen Ohrensesseln versinken und heiße Schokolade trinken.
Haben Sie das Gefühl, dass die Politik mehr für Sie bzw. Ihre Branche tun könnte? Wenn ja, was?
Ich kann nicht wirklich einen Bezug zwischen Politik und feiner Tischlerei herstellen. Im allgemeinen geht der Trend ja in Richtung Nachhaltigkeit. Und hochwertiges Handwerk ist nachhaltig. Wenn diese Impulse weiter verfolgt werden, dann wird auch meine Branche davon profitieren.
Wie ist die Ausbildungssituation in Ihrem Bereich? Finden Sie leicht Nachwuchs? Was vermissen Sie?
Ich denke dass eine Ausbildung zur Tischlerin oder zum Tischler immer noch sehr attraktiv ist. Auch wenn andere Gewerke zu wenig Auszubildende haben. Die Tischlerei ist für vieles ein gutes Fundament: Wenn sie Architekt werden wollen, dann empfehle ich zuerst eine Ausbildung zum Tischler. In der Ausbildung wird Logik, Konstruktion und Ästethik miteinander verbunden. Und das kann in vielen Bereichen von großem Nutzen sein.
Welches Schulfach sollte es geben, das es noch nicht gibt?
Da möchte ich den Dalai Lama zitieren. Er sendet in seinem neusten Film von Richard Gere die Nachricht in die Welt, dass man den Kindern den Altruismus lehren sollte. Durch Rücksichtnahme auf andere könnten wir die aktuelle Gesellschaft positiv transformieren.
Wenn Sie für ein Jahr Bürgermeister/in Ihrer Stadt oder Landrat/Landrätin in Ihrem Landkreis wären: Was würden Sie einführen oder ändern?
Wir hatten aktuell gerade Bürgermeisterwahl. Da wurde man als Bürger natürlich mit so einigen Themen konfrontiert. Unter anderem natürlich mit dem Thema Verschuldung. Ein wichtiges Thema für viele Gemeinden. Auch wenn ich manches vielleicht kritisch sehe – grundsätzlich bin ich mit den Entwicklungen in meiner Gemeinde zufrieden. Ich könnte es nicht besser machen.
Doch wenn ich etwas einführen dürfte, wie wäre es dann mit einem autofreien Tag pro Monat? Das müsste doch machbar sein.
Wenn Geld oder andere Abhängigkeiten keine Rolle spielen würden: Wo würden Sie am Liebsten leben?
Da muss ich meine Wünsche wirklich in Zaum halten. Ich könnte mir gut vorstellen, in einem kleinen Bergdorf im Tessin zu leben. Ich fände es aber auch super spannend eine Innenhofwerkstatt in Paris zu betreiben. Oder in Südengland eine Wiese voller Schafe, grüne Weiden bis ans Meer, und eigenen Seetang am Strand holen. Es gibt so viele fantastische Plätze auf der Welt… Zum Glück lebe ich an einem von ihnen. Manchmal bin ich sogar froh, das ich nicht noch mehr Möglichkeiten habe. Ich weiß nicht, ob das für mich so gut wäre.
Werkstatt Axel Heizmann
Längerach 18
78354 Sipplingen
Tel: +49 (0) 7551 94 84 53
Mobil: 0162 963 36 31
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