[:de]Regionale Brennereien aus Deutschland haben in den letzten Jahren ja oft über die Landesgrenzen hinweg geschaut und ihr Faible für Gin (England) oder Whisky (Schottland) entdeckt; dabei sind – neben einer größeren Zahl von nicht unbedingt herausragenden Getränken – auch sehr gute Destillate entstanden, die nunmehr auf dem Weltmarkt agieren und doch in Wirklichkeit von kleinen regionalen Brennereien stammen. Die Brennerei Schnitzer aus Traunstein hat den Blick nicht ganz so weit geworfen und ist in Italien fündig geworden.[:en]In recent years, regional distilleries from Germany have often looked beyond national borders and discovered their penchant for gin (England) or whisky (Scotland); in addition to a large number of beverages that are not necessarily outstanding, very good distillates have also been produced, which now operate on the world market and yet in reality come from small regional distilleries. The distillery Schnitzer from Traunstein didn't look that far and found what it was looking for in Italy.[:]
Ein Alpen-Bitterlikör
In den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erlernte Brennmeister Hans Schnitzer sein Destillerie-Handwerk in Italien, daher lag es vielleicht auch nah, die italienischen Erfahrungen miteinfleßen zu lassen. Von dort aus brachte er das ursprüngliche Rezept für den Amaro mit in seine bayerische Heimat und verfeinerte es mit regionalen Zutaten. Das Ergebnis war ein geschmackvoller Bitterlikör, der noch heute nach Originalrezept in den Chiemgauer Voralpen handwerklich hergestellt wird. Fruchtige Zitrusaromen treffen auf die Würze alpiner Kräuter. Auf diese Weise erhält der erste deutsche Bio-Amaro seinen Geschmack.
„Aromatische Kräuter und Heilpflanzen aus den Alpen, frische Zitrusfrüchte aus dem Süden und mildes bayerisches Quellwasser geben unserem Bitter-Aperitif seinen komplexen Geschmack.“
Erfolg über Umwege
Der Anfang war jedoch nicht leicht, die alte Brennerei musste gerettet werden. Also mussten die vier Freunde ran. Sie kennen einander seit dem Kindergarten, gingen auch gemeinsam zur Schule. Sie kamen, brannten, tranken. Zwei Jahre lang zogen sie sich jedes zweite Wochenende zum Verkosten an den Chiemsee zurück. Vor drei Jahren haben sie dann die Schnapsidee vom eigenen Likör verwirklicht. Alle vier hatten erst mal keine Ahnung vom Brennen und Likörmachen. Ein Architekt, ein Betriebswirt, die beiden anderen kommen vom Marketing, alle sind Mitte, Ende dreißig. Und dann noch Likör, der schwieriger herzustellen ist als Gin, den deutsche Hobbybrenner inzwischen in jeder Garage machen. Es war also nicht zu erwarten, dass da etwas Besonderes rauskäme, auch wenn der Opa von Max mit Rat und Tat zur Seite stand.
Das Ergebnis: erstens Mondino, der Aperitif. Weniger süß als Campari, weniger herb als Aperol, fruchtig, mit Orange und Grapefruit aus Amalfi, dazu Enzian, Rhabarber, ein bisschen Kurkuma, 18 Prozent Alkohol. Man trinkt ihn pur, als Spritz mit Prosecco oder als Negroni mit Wermuth und Gin.