Ob am Webrahmen oder freihändig: Jedes Werk von Alina Naomi Abke entsteht durch das sorgfältige Verweben von Hunderten bis Tausenden Glasperlen. Die in Berlin lebende Schmuckdesignerin und Künstlerin bewegt sich dabei an der Schnittstelle zwischen Kunst, Design und Handwerk.
Nach ihrer Ausbildung zur staatlich geprüften Modedesignerin, welche sie 2016 abschloss, sammelte Alina Naomi zuerst wertvolle praktische Erfahrungen durch Praktika, wie etwa bei der renommierten Modedesignerin Karin Jordan und als Assistenz bei Frank Leder. Mittlerweile arbeitet sie seit fünf Jahren als selbstständige Künstlerin und Designerin.
Die Kunst des Perlenwebens, die Verbindung von einzelnen Elementen zu einem harmonischen Ganzen, ist für sie weit mehr als ein Handwerk: Alina Naomis Wurzeln führen väterlicherseits zu den Seminolen, einem indigenen Volk mit einer lebendigen Handwerkstradition. Die Perlenarbeit ist ein Erbe, welches sie mit zeitgenössischer Ästhetik neu interpretiert. So schafft Alina Naomi Schmuckstücke, in denen Tradition und Moderne, Fremdheit und Vertrautheit auf einzigartige Weise verschmelzen.
Neben Schmuck entwickelt sie auch Perlenarbeiten, die ihre Erfahrung im Umgang mit Materialien, Formen und Farben erweitern und einen spannungsvollen Dialog zwischen kulturellem Erbe und modernem Design herstellen. Mit großer Hingabe webt sie hunderte bis tausende Glasperlen zu künstlerischen Kompositionen, die nicht nur dekorativ, sondern auch emotional und symbolisch aufgeladen sind.
Was bieten Sie Ihren Kunden? Was suchen Kunden (aus Ihrer Sicht) bei Ihnen?
Ich biete meinen Kundinnen und Kunden hochwertigen, farbenfrohen und handgefertigten Glasperlenschmuck – sowohl limitiert als auch als Unikate. Individuelle Wünsche bespreche ich persönlich mit meinen Kunden; auch Reparaturen meiner Stücke sind möglich. Das Besondere an meinen Schmuckstücken – insbesondere an Ohrringen und Armbändern – sind die eigens von mir entworfenen Ohrstecker und Verschlüsse. Auch die Goldschmiedearbeiten führe ich persönlich aus, was den Stücken einen durchgängig handwerklichen und künstlerischen Charakter verleiht. Meine Kundinnen und Kunden schätzen nicht nur das fertige Schmuckstück, sondern auch den künstlerischen Entstehungsprozess. Viele sind überrascht, wenn sie erfahren, wie viele Stunden ich in das Verweben der Perlen investiere und mit welcher Ruhe und Ausdauer dieser Prozess entsteht. Ich habe den Eindruck, dass meine Kundschaft stets ein besonderes Interesse an Kunst und Kunsthandwerk mitbringt. In meinen neueren Arbeiten – gerahmten Perlenbildern – fließen zudem geschichtliche Hintergründe mit ein. Dadurch erhalten die Werke eine zusätzliche inhaltliche Ebene, und die Kundinnen und Kunden nehmen neben dem ästhetischen Erlebnis auch immer ein Stück neues Wissen aus der Welt der Perlen mit.
Was können Sie besser als andere? Oder bescheidener gefragt: Haben Sie bzw. Ihr Unternehmen eine Art Alleinstellungsmerkmal oder besondere Kenntnisse, die ggf. selten sind?
Neben meinem künstlerischen Gespür habe ich ein besonderes Händchen für Kundenpflege: Ich begegne meinen Kundinnen und Kunden mit innerer Ruhe, sodass sie sich gesehen und verstanden fühlen. Mein Alleinstellungsmerkmal ist mein Bezug zu meinen Vorfahren sowie mein wachsendes Wissen über dieses indigenes Volk, das ich nach und nach vertiefe und in meine Kunstwerke einfließen lasse. Diese entstehen an einem professionellen Perlenwebrahmen – eine Arbeitsweise, die in Deutschland nach meinem Wissen weniger bekannt ist. Darüber hinaus verfüge ich über fundierte Kenntnisse in verschiedenen Webtechniken, die meinen Arbeiten ihre besondere Vielfalt verleihen.
Ist das, was Sie tun, typisch für Ihre Region? Prägt das regionale Umfeld Sie und Ihre Tätigkeiten?
Nein, in Deutschland ist das Perlenweben kaum sichtbar, anders als beispielsweise das Textilweben. Zurzeit prägt mich vor allem Amerika, insbesondere durch meine persönliche Familiengeschichte. Gleichzeitig lasse ich mich aber auch von europäischen Strömungen inspirieren – in früheren Arbeiten beispielsweise von der Bauhaus-Ära.
Gibt es etwas, für das Ihre Region bzw. Ihr Lebensort besonders bekannt ist?
Berlin ist als Hauptstadt Deutschlands vor allem für seine kulturelle Vielfalt bekannt. Menschen aus unterschiedlichsten Ländern und Kulturen prägen die Stadt und machen sie zu einem lebendigen, inspirierenden Ort. Besonders die Kunst- und Kreativszene ist hier stark vertreten – viele nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler leben und arbeiten in Berlin. Dieses große Angebot schafft Inspiration, kann aber durch seine Fülle auch manchmal überfordernd wirken.
Wo gehen Sie hin, wenn Sie entspannen wollen?
Ich fahre sehr gerne nach Potsdam oder in den Grunewald. Im Grunde entspanne ich am besten bei einem Spaziergang durch den Wald.
Können Sie ein Restaurant aus Ihrem Umfeld besonders empfehlen?
Das Hallmann und Klee im Böhmischen Viertel bei Neukölln.
Gibt es einen speziellen Einzelhandelsladen, den Sie empfehlen können, den es nur in Ihrem Ort (oder in der Region) gibt?
Wolfen in der Ackerstraße in Berlin, Mitte. Jacqueline verkauft sehr schöne und hochwertige Strickmode aber auch tolle Accessoires aus Kaschmir.
Haben Sie das Gefühl, dass die Politik mehr für Sie bzw. Ihre Branche tun könnte? Wenn ja, was?
Ja, ich denke, die Politik könnte Kunsthandwerk und künstlerische Kleinbetriebe stärker unterstützen. In Berlin sind etwa bezahlbare Arbeits- und Ausstellungsräume ein großes Thema – viele Kreative finden kaum noch geeignete Orte für ihre Arbeit. Auch eine gezieltere Förderung und bessere Sichtbarkeit von Kunsthandwerk wäre wünschenswert, da es oft hinter der freien Kunstszene zurücksteht. Insgesamt würde mehr Wertschätzung und Unterstützung zur Sicherung der Vielfalt in der Berliner Kulturlandschaft beitragen.
Wie ist die Ausbildungssituation in Ihrem Bereich? Finden Sie leicht Nachwuchs? Was vermissen Sie?
Die Ausbildungssituation im Bereich Modedesign ist in Berlin sehr gut. Für das Perlenweben hingegen gibt es keine Ausbildung – es bleibt eine Nische, die man entweder für sich entdeckt oder nicht. Schade ist, dass viele Menschen das Perlenweben nur mit ihrer Kindheit verbinden. Einerseits ist das ein schöner Zugang, andererseits wird das Handwerk dadurch oft nicht als ernstzunehmende Kunstform wahrgenommen, weil das Wissen darüber fehlt.
Welches Schulfach sollte es geben, das es noch nicht gibt?
Empathie.
Wenn Sie für ein Jahr Bürgermeister/in Ihrer Stadt oder Landrat/Landrätin in Ihrem Landkreis wären: Was würden Sie einführen oder ändern?
Wenn ich für ein Jahr Bürgermeisterin wäre, würde ich mich für mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung des Kunsthandwerks einsetzen. Dazu gehören bezahlbare Räume für Ateliers und Werkstätten sowie mehr öffentliche Ausstellungsflächen. Außerdem würde ich Programme fördern, die Kindern und Jugendlichen den Zugang zu handwerklich-künstlerischen Techniken wie dem Perlenweben ermöglichen – um Tradition und Innovation miteinander zu verbinden. Wie z.B. Workshops.
Wenn Geld oder andere Abhängigkeiten keine Rolle spielen würden: Wo würden Sie am Liebsten leben?
Dänemark, Schweden, Niederlanden oder Neuseeland.
Alina Naomi Abke
Boddinstraße 5
12053 Berlin









