Die Natur- und Kulturlandschaft Sächsische Schweiz liegt nur wenige Kilometer südöstlich von Dresden. Seit 2017 ist die Sächsische Schweiz Pionierregion für Nachhaltigkeit im Tourismus. Dazu tragen nicht nur die formenreiche Erosionslandschaft, sondern auch zahlreiche traditionelle wie innovative Manufakturen und Kunsthandwerker dieser Region bei. Neben jahrhundertealten Handwerkstechniken wie das Herstellen von Kunstblumen oder das Puppenschnitzen prägen moderne Manufakturen und Ateliers die handwerkliche Landschaft des bekannten Wander- und Naturschutzgebietes.

Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts gelangte beispielsweise – begünstigt durch die damalige Mode und einer florierenden Blumenmacherindustrie in Nordböhmen – das Kunstblumenhandwerk in die Stadt Sebnitz 35 km östlich von Dresden. Die eleganten Produktionsgebäude, die für die Blumenherstellung in Handarbeit im Stil der Gründerzeit errichtet wurden, prägen das Stadtbild von Sebnitz bis heute und können in Schaumanufakturen und auf dem den sog. „Blümelpfad“ besucht werden.

 

Weit über die Grenzen der Region hinaus berühmt sind ebenfalls die schon in den 1920er Jahren vom Holzbildhauer und Scherenschnittkünstlers Theo Eggink gefertigten Handspielpuppen des Hohnsteiner Kaspers. Die Puppenköpfe werden in der kleinen Stadt Hohnstein nicht weit von den berühmten Tafelbergen des Sächsischen Sandsteingebirges in der Werkstatt des Puppenschnitzers Wolfgang Berger aus Lindenholz bis heute nach ihren originalen Vorbildern in Handarbeit gefertigt.

Neben diesen bis zu 180 Jahren zurückreichenden Handwerkstraditionen wird die Manufakturenlandschaft der Sächsischen Schweiz durch das Weiterbestehen traditionellen Handwerks unter zeitgenössischen Produktionsbedingungen geprägt. In den historischen Sandsteingemäuern in Thürmsdorf entlang der Elbe entwickelt die Adoratio Schokoladenmanufaktur beispielsweise eigene Rezepturen aus einer Mischung traditioneller Methoden und neuer Erkenntnisse im Bereich der nachhaltigen Lebensmittelproduktion.

Der Kartograph Dr. Rolf Böhm in Bad Schandau an der tschechischen Grenze zeichnet und druckt handgemalte Wanderkarten für die Regionen der Sächsischen und der Böhmischen Schweiz. Aus Feldbüchernotizen, manuellen Reinzeichnungen und der anschließenden digitalen Bearbeitung entstehen die detaillegenauen auf wetterbeständiges Hekosyn-Papier gedruckten Wanderkarten, die nicht nur bei Wanderern, sondern auch bei Sammlern beliebt sind.

Im Porzellanatelier Havekost in Rosethal-Bieletal in der südlichen Sächsischen Schweiz wird nicht glasiertes Porzellan – sogenanntes Biskuitporzellan – für moderne Tischkultur, aber auch zu Lichtobjekten und individuellen Schmuckstücken verarbeitet.Die Bildhauer und Steinmetze von Werkstein in der regionalen Hauptstadt Pirna bearbeiten Naturstein nach geometrischen Regeln zu klar definierten historischen Stilarten von der Renaissance über den Jugendstil bis in die Moderne. Auch hier verwenden Gabriel Heimann und seine Kollegen neben Material- und historischem Fachwissen moderne Druckluftwerkzeuge, Diamanttechnik und digitalen Entwurfsprogrammen für Rekonstruktions- und Restaurierungsarbeiten, zum Beispiel für den Erhalt der Pirnaer Altstadt.

Die Sächsische Schweiz bietet somit im Bereich nachhaltiger Produkte nicht nur regionale und spezifische Handwerkskunst, sondern macht darüber hinaus deutlich, dass Tradition, Naturverbundenheit und Innovation in den Manufakturen der Sächsischen Schweiz Hand in Hand gehen.

Fotos von: (Titelbild, Foto 1) Copyright Kenny Scholz, (Fotos 2, 3, 4, 7) Copyright Achim Meurer, (Fotos 5, 8: Copyright Britta Hirschburger, (Foto 6) Copyright Sebastian Thiel.