Buchcover mit dem Titel "Physik der Farbe" von Ulrich Binder, grüne und schwarze Farbstriche auf grauem Hintergrund.

Physik der Farbe

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Ulrich Binder wagt eine neue Farbenlehre: Abseits von Grundfarben, Sattheitsgraden und Mischverhältnissen nähert er sich dem Thema Farbe über die Beschaffenheit und die Empfindung des Materials.

Zwei Seiten eines Buches über die Physik der Farbe, mit Bildern von Schnee und einem Farbverlauf im Hintergrund.

 

Jeder, der bereits gepinselt, lackiert oder gestrichen hat, weiß, dass es über den «objektiven» Farbwert hinaus, weitere Eigenschaften gibt, die in der Literatur nicht vorkommen, die aber wesentlich für das Erleben von Farbe sind: Wie geschmeidig ist eine Farbsubstanz, bleibt ihr Glanz auch nach dem Anstrich? Lässt sie sich gut verrühren, mischen oder in Schichten auftragen? Bleibt sie elastisch oder wird gar bröselig?

Zwei offene Buchseiten mit Text über Farbphysik, umgeben von Farbmustern und einer Landschaft im Hintergrund.

„Physik der Farbe“ erzählt das Thema Farbe von der Stofflichkeit her – von dem, was sich zwischen Daumen und Zeigefinger erkunden, zwischen Pinsel und Leinwand verstreichen lässt. Denn von dort aus, aus dieser flüssigen Reibung, nehmen die Bedeutungen ihren wortlosen Anfang. Das Buch arbeitet nicht mit einer neuen Terminologie, es schärft eher die Umgangssprache in Bezug auf Farbe, da diese auf Erfahrungen und Erlebnisweisen mit dem Material verweist.

Zwei offene Buchseiten mit Farbexperimenten: links eine bunte Punktanordnung auf einem Bild, rechts grauer Hintergrund mit...

Gewiss, alle Farben sind erfunden, so Ulrich Binder. Doch weil glücklicherweise niemand weiß, was eine Farbe ist, kann man sie immer neu erzählen. Es scheint zumindest so, als räume uns die Farbe mit der Vielfalt und Flüchtigkeit ihrer Daseinsweisen ein besonderes Recht ein, sie immer wieder neu zu beschreiben, ja als fordere sie einen geradezu dazu auf.

Zwei Seiten eines Buches mit abstrakten Farbmustern und Text über die Physik der Farbe.

Der Autor nimmt für sich das Recht als Maler und Landschafter in Anspruch, den Stoff „Farbe“ sehr selektiv zu behandeln, denn der Gegenstand „Farbe“ provoziert geradezu den Gang quer zu verschiedensten Fachgebieten und lässt die unterschiedlichsten epistemologischen Konzepte auflaufen. Dieser Versuchung möchte „Physik der Farbe“ entgehen.

Zwei offene Buchseiten mit Text und bunten Farbmustern in Blau und Rot, thematisch zur Physik der Farbe.

Die Publikation ist in drei Teile gegliedert: «Optik der Farbe» beschäftigt sich mit ihren glänzenden, matten, rauen, feinen, glatten, helldunklen Eigenschaften; die «visuelle Haptik» beleuchtet Farbphänomene wie Wärme, Distanz, Dichte, Alter, Gravitation, Brennwert; anschließend zeigt ein praktisch-angewandter Teil, «Praktische Fliesskunde», welche gestalterischen Möglichkeiten sich durch das Zusammenspiel von Farbsubstanz, Auftragsmittel und Träger eröffnen: kämmen, streichen, rollen, sprühen, rakeln, lasieren, usw.

Skizze eines alten Gebäudes mit einem Auto, auf einer offenen Buchseite, umgeben von handschriftlichen Notizen.

Physik der Farbe. Eine praktische Farbenlehre für Architektur, Design und Handwerk
Ulrich Binder
Buchgestaltung: Thomas Gfeller, Basel
Triest Verlag
ISBN 978-3-03863-021-0
112 Seiten, ca. 70 Abbildungen, Halbgewebeband
Erschienen März 2017
29,00 Euro

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Fotos von: Binder, Triest Verlag