Manufaktur

W. Reuter & Sohn

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Die Geschichte der Stickerei Reuter begann im Jahr 1951, als Wolfgang Reuter im jungen Alter von 25 Jahren die Firma "Wolfgang Reuter Stickereifabrikation" gründete.

Als gelernter Schlosser, der in einer Stickerei seine Kindheit verbrachte, und mit Hilfe seiner Frau, die aus einer Stickerfamilie stammte, gelang der Start dank des traditionellen Wissens und des zielstrebigen Engagements in einer Zeit als in der Region viele Stickmaschinen auf Grund der historischen Situation stillstanden. Wolfgang Reuter gelang es, nach kurzer Zeit größere Aufträge für seine vier Mitarbeitenden und drei Vomag-Stickmaschinen zu gewinnen. Auch die Maschinen von seinem Bruder, seinem Schwager und seinen Schwiegereltern wurden, wie in dieser Zeit üblich, in Lohnarbeit beschäftigt.

Erfolgreiche und innovative Jahre fanden 1972 mit der Zwangsverstaatlichung erst einmal ein jähes Ende, bis die politische Wende neue Möglichkeiten eröffnete. 1990 gelang Reuter zusammen mit seinem Sohn Stefan die Reprivatisierung, die erste in der Stickereibranche. Eine turbulente Startphase führte 1992 zur ersten größeren Investition, der Schaffung neuer Arbeitsräume und zum Kauf einer elektronischen Punchanlage, einer Anlage zum Erstellen von Datenträgern für die Stickmuster.

Mittlerweile verrichten acht eigene Vomag-Maschinen ihre Dienste. 1993 ging Wolfgang Reuter in den wohlverdienten Ruhestand und sein Sohn Stefan Reuter führte das Geschäft mit seiner Frau Petra weiter. Die nächste Investition wurde geplant und 1994 umgesetzt. Es entstand eine moderne Produktionshalle für zwei Stickmaschinen der neuesten Generation aus der Schweiz. Diese Erweiterung ermöglichte eine schnellere Produktion auch von neuen Produkten und forderte zusätzliche Mitarbeitende für die umfangreichen Handarbeiten in der Fertigstellung der filigranen Produkte.

Wie in der Gründungszeit der Firma werden die meisten Arbeitsschritte bis heute und trotz stetiger Investition in modernste Technik und Arbeitsmittel, von qualifizierten Mitarbeitern, die DAS „Textile Gefühl“ haben, per Hand ausgeführt. Begonnen beim Ausbessern über das Zacken, bei dem Produkte aus der Stoffbahn mittels einer Zackmaschine von Hand vereinzelt werden, weiter zum Applizieren und Spachteln bis zur Endkontrolle, Bügeln und dem einzelnen Verpacken der fertigen Produkte.

Die Erweiterung der Produktionsfläche im Jahr 1999 sowie der Austausch der Stickmaschinen in Hochleistungsstickmaschinen der jetzt neuesten Generation 2013, verlangen weiterhin DAS „textile Gespür“ in der gesamten Fertigungsstrecke.

Besonders zeichnet die Firma W. Reuter & Sohn – Spitzen und Stickereien die Schneeballspitze aus. Diese ist durch markante, dreidimensional von der Oberfläche abhebende, optisch effektvolle kleine Kügelchen geprägt. Das komplizierte Herstellungsverfahren, einst musterliches Highlight in der Blütezeit der Plauener Spitze um 1900, war lange Zeit in Vergessenheit geraten. Wiederentdeckt wurde die präzise und schwierige Produktionstechnik von Kati Reuter im Rahmen ihrer Diplomarbeit. Im Zuge der Produktentwicklung verschaffte sie der Schneeballspitze ein Revival und erhielt dafür den Designpreis Plauen „Stickstich 008“.

Seitdem ist dieser Mustereffekt fester Bestandteil in den Kollektionen der Firma.

Auch in Zukunft wird die Firma weiter an Innovationen, Investitionen und mit viel Handarbeit arbeiten. Die nächste Generation, die Kinder Kay und Kati Reuter, gestalten seit mehreren Jahren die Firma mit.