Manufaktur

Geigenbau Hinsberger

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In einem kleinen oberschwäbischen Dorf nahe Biberach an der Riss ist seit 1997 die Geigenbauwerkstatt von Dagmar und Ulrich Hinsberger beheimatet. Nachdem die beiden ihre dreieinhalbjährige Ausbildung an der Staatlichen Fachschule für Geigenbau in Mittenwald absolviert hatten, folgten drei Gesellenjahre in München und Tübingen. Nach erfolgreich abgelegter Meisterprüfung eröffneten sie 1994 ihre eigene Werkstatt, die sich seit 2015 im denkmalgeschützten Pfarrhaus von Ringschnait befindet.

Von Beginn an lag der Schwerpunkt ihrer Arbeit auf dem Bau von hochwertigen Streichinstrumenten.  Da das Geigenbauerhandwerk seit nahezu 400 Jahren unverändert praktiziert wird, fühlen sich Dagmar und Ulrich Hinsberger dieser Tradition verbunden, sind dabei aber immer offen für sinnvolle Innovationen. Vom eigenen Holzeinschlag bis zum Kochen von Lacken aus Naturharzen und Ölen, sowie der Herstellung eigener Farbpigmente liegt jedes Detail in den Händen der beiden Geigenbauer/in. Für Böden, Zargen und Schnecke der Instrumente wird Bergahorn (Acer pseudoplatanus) mit einer besonderen Maserung, der sogenannten Flammung verwendet. Diese Wuchsbesonderheit verleiht dem Holz eine außergewöhnliche Lebendigkeit und Tiefenwirkung, was durch einen guten Lack noch verstärkt wird. 

Die Decke wird aus sehr langsam gewachsener, dadurch feinjähriger Gebirgsfichte (Picea abies), meist aus Südtirol, gefertigt. Die sorgfältige Auswahl des sogenannten Tonholzes bedarf großer Erfahrung und Intuition und ist die Grundvoraussetzung für ein hochwertiges, gut klingendes Streichinstrument. Formgefühl, die Fähigkeit das `Holz zu lesen`, Intuition, ein gutes Gehör, Kenntnisse von Naturharzen, Ölen und Farbpigmenten, hohes handwerkliches Können und höchste Präzision (der Beruf des Geigenbauers/in eines der wenigen Holzhandwerke, in denen auf 1/10mm genau gearbeitet wird),  all dies macht wohl die Faszination des Geigenbaus aus, spiegelt aber auch die vielschichtigen, gewerkeübergreifenden Anforderungen an den Geigenbauer/in wieder. Schließlich muss ein Meisterinstrument nicht nur handwerklich und künstlerisch auf höchstem Niveau gebaut sein, sondern vor allem auch den Wünschen und Anforderungen der Musiker gerecht werden.

Dass dies Dagmar und Ulrich Hinsberger gelingt, belegen die mehr als gefüllten Auftragsbücher und die Rückmeldungen der Musiker aus aller Welt. Außerdem wurden ihre Instrumente mit zahlreichen Preisen und Medaillen bei internationalen Geigenbauwettbewerben prämiert, sowie von Stiftungen und Museen angekauft. So wurde z.Bsp. eine Geige von Ulrich Hinsberger 2012 bei der renommierten Triennale Internazionale  in Cremona, mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Seither hat diese Geige einen ehrenvollen Platz in der permanenten Ausstellung des Museo del violino in Cremona, nur wenige Meter von den Instrumenten der großen italienischen Vorbildern, wie Antonio Stradivari, Giuseppe Guarneri del Gesù, Nicolo Amati usw. entfernt.