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Petra Kortmann Blaudruck

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Seit ihrer Kindheit war Petra Kortmann von den vielen Holzmodeln mit ihren schönen Mustern fasziniert. Seit dem Tod des Großvaters lagerten sie ungenutzt in der alten Werkstatt und warteten darauf, wieder entdeckt zu werden. Leider ist es ihr bislang nicht gelungen einen „Lehrmeister“ für dieses Handwerk zu finden, der bereit ist, seine Erfahrungen mit ihr zu teilen.

Der Stammbaum von Petra Kortmann reicht bis zum 1667 geborenen Färbermeister Adam Unterauer zurück, der bereits die Technik des Blaudrucks erlernte. 1719 ließ sich sein Sohn, Matthias Unterauer, in Wasserburg am Inn als Färbermeister nieder. Seit dem wurde das Handwerk mit den Geheimnissen der Färbekunst und des Blaudrucks innerhalb der Familie von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Leider fand die über 300-jährige Tradition mit dem plötzlichen und unerwarteten Tod von Josef Unterauer, dem Großvater von Petra Kortmann, ihr Ende.

Nach mehreren Absagen begann sie deshalb selbst mit dem Direktdruck und hat mittlerweile mehrere Jahre Erfahrung im Umgang mit den Modeln gesammelt. Bei dieser Technik wird die Farbe mit dem Model direkt auf den Stoff übertragen. Auch diese Technik wurde in der Wasserburger Werkstatt neben dem Blaudruck von ihren Vorfahren ausgeübt. Das Bedrucken des Stoffes muss sehr sorgfältig ausgeführt werden, da einmal gemachte Fehler nicht mehr korrigiert werden können. Petra Kortmann arbeitet heute mit speziell für den Stoffdruck entwickelten Farben, welche umweltverträglich und frei von Lösungsmitteln sind.

Allerdings hat sie die Technik des Blaudrucks immer schon sehr fasziniert. Deshalb hat sich Petra Kortmann immer wieder auch damit befasst. Sie hat viel ausprobiert, selbst experimentiert und auch durch Fehlversuche ihre Motivation nicht verloren. Mittlerweile hat sie eine Möglichkeit gefunden auch den „echten“ Blaudruck umzusetzen, wobei sie momentan aufgrund der Küpengröße noch auf kleinere Stoffformate beschränkt ist.

Häufig wird der Begriff Blaudruck fälschlicherweise für weiße Textilien verwendet, die mit blauer Farbe bedruckt wurden. Tatsächlich handelt sich beim echten Blaudruck aber um ein aufwändiges Färbeverfahren im Reservedruck. Das gewünschte Muster wird mit einer Schutzmasse, dem „Papp“ mit Hilfe der Model auf den weißen Stoff gedruckt. Der Papp schützt den Stoff an dieser Stelle und „reserviert“ das Muster, sodass der Stoff dort keine Farbe annimmt. Anschließend wird der Stoff in einer Indigoküpe in mehreren Zügen blau gefärbt und letztendlich der „Papp“ wieder ausgewaschen. So entsteht das typisch weiße Muster auf blauem Grund.

Der erste Blaudruck in Deutschland wurde ca. 1690 in Augsburg hergestellt. Das Handwerk des Blaudrucks nahm seinen eigentlichen Aufschwung im 18. Jahrhundert. Durch die Industrialisierung wurde es möglich, Stoffe mit maschinellem Walzendruck zu bedrucken. Dies bedeutete für die meisten Blaudruckwerkstätten leider das Ende. Umso schöner findet es Petra Kortmann, dass es noch einige Blaudrucker gibt, die das aufwändige Handwerk am Leben erhalten.

Anregungen für die Gestaltung findet sie in alten Musterbüchern und erhaltenen Produkten ihrer Vorfahren. Die Vielfalt der Muster und die verschiedenen Variationen, mit denen sie kombiniert wurden, begeistern immer wieder aufs Neue. Jedes Stück wird individuell von Hand bedruckt. Dafür stehen ca. 500 Model zur Auswahl um ganz persönliche Vorstellungen umzusetzen. Einige erscheinen schon im Musterbuch von 1830 und werden so von Petra Kortmann mindestens in der 5. Generation benutzt.

Petra Kortmann ist auf einigen Märkten in ihrer Region anzutreffen. Hauptsächlich fertigt sie jedoch Auftragsarbeiten an. So entstehen Tischwäsche, Vorhänge, Taschen, Brotkörbchen, individuelle Kleidungsstücke und vieles mehr. Sie hat einige Stoffe vorrätig, gerne bedruckt sie aber auch persönliche Stoffe ihrer Kunden. Manches geerbte Stück Leinen von Groß- oder Urgroßmutter kam so schon zu neuer Geltung und ziert nun die Wohnung anstatt im Schrank zu lagern.