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Modespitze Plauen

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Plauener Spitze hat die kleine Stadt im Vogtland in aller Welt bekannt gemacht und war der Garant für wirtschaftlichen Erfolg. Berühmtheit erlangte die Spitze um 1900, als sie unter dem Begriff Dentelle de Saxe oder Plauen Lace international vermarktet wurde.

Die Bezeichnung Plauener Spitze setzt sich in den 1930er Jahren durch und galt stets auch als Qualitätssiegel. Es gab seit jeher, unzählige kleine Firmen, die im Haupt- und Nebenerwerb von der maschinellen Spitze und verschiedenen Handarbeitstechniken lebten. Die Fertigung von Stickerei, insbesondere von gestickter Spitze, war dabei von Anfang an über die ganze Stadt Plauen und das Vogtland verteilt.

Heute produzieren noch eine Handvoll Firmen das begehrte Textil. Eine dieser Firmen ist die Modespitze Plauen. Die Stickereimanufaktur in vierter Generation blickt auf über 120 Jahre Stickereitradition zurück.

Ein Hauptprodukt der Modespitze ist die Fertigung von gestickten Spitzen, der sogenannten Guipure-Spitze. Sie gilt als besonders aufwendiges Luxusprodukt. Auf einen Stickgrund werden bis zu 10 Garnlagen übereinander gestickt. In der Textilveredlung wird der Träger ausgelöst. Übrig bleibt eine stabile Spitze, die durch eine unvergleichliche Dreidimensionalität besticht.

Seinen Höhepunkt findet dieses Verfahren in Verbindung mit der Handstickerei (sog. Wickeln). Einzelteile der Spitze werden auf der Maschine gestickt. Nach dem Auslösen werden die Teile mittels Handstickerei zu einer größeren individuellen Form zusammengesetzt. Dadurch ergeben sich Decken ohne erkennbaren Rapport, die maschinell sonst nicht möglich sind. Dies ist bis heute eine Alleinstellung der Plauener und insbesondere der Modespitze, die zunehmend wieder als selten gewordene Technik geschätzt wird. Zudem werden in der hauseigenen Nähkonfektion für Privatkunden Einzelstücke in Wunschgröße gefertigt.

Neben den klassischen Stickereien hat sich die Modespitze auf die Fertigung von Meterware für die Modebranche spezialisiert und beliefert international vorrangig kleine Labels im Bio-Mode- und nachhaltigem Hochzeitsbereich, die kleine Kollektionen oder Einzelstücke fertigen.

Da bei der Maschinenstickerei die kleinste Menge von der Größe des Stickrahmens der Maschine bestimmt wird, können hier anders als bei den übrigen textilen Technologien vergleichsweise kleine Mindestmengen angeboten werden. Bei der Modespitze sind dies 14 m Länge x 1,6 m Breite (ca. 22 qm). Ein großer Vorteil gegenüber Web- und Raschelware, bei der die Mindestabnahme oft im vierstelligen Meterbereich liegt.

Durch die kleinen Produktionsmengen kann die Modespitze abseits der asiatischen Konkurrenz auf die Wünsche der Kunden eingehen. Diese können ein eigenes Design erstellen lassen, das Punchen des Musters in Auftrag geben oder auch nur individuelle Kleinmengen bestellen. Aufgrund des hohen Aufwands bei der Designerstellung und -umsetzung greifen die Modelabels gern auf bereits vorhandene Muster aus dem umfangreichen Archiv zurück.

Daneben bedient die Modespitze eine kleine eigene Linie mit Oberbekleidung und Accessoires, die in Hommage an die Töchter des Firmengründers den Namen Frieda & Elly trägt. Es entstehen Boleros und Shirts, Schals, aber auch Schmuck aus Plauener Spitze. Die Entwürfe sind modern, gleichzeitig edel und hochwertig. Auf diese Weise kann die Tradition der aufwendigen Herstellung bewahrt und in die Zukunft geführt werden.

Wer erleben möchte, wie lebendig die Tradition der Plauener Spitze noch ist, kann der Modespitze einen Besuch abstatten. Im Manufakturverkauf mit Schauwerkstatt in der Annenstraße in Plauen kann man hautnah erleben, wie Spitze bis heute entsteht. Eine voll funktionstüchtige Stickmaschine der VOMAG aus dem Jahr 1911 beweist dies eindrucksvoll. Auf Wunsch wird sie gern vorgeführt und dabei erklärt, was das Produkt so einzigartig macht und welche Schritte bis zum fertigen Textil notwendig sind.

Vom Rattern begleitet, stechen eine Vielzahl von Nadeln in den Stoff und jede von ihnen stickt das gleiche Mustersegment. Wie faszinierend, wenn man der Spitze bei der Entstehung zuschauen kann. Im Geschäft findet man zudem auch moderne Erzeugnisse und Meterware an Spitzen, allesamt aus eigener Produktion.