Manufaktur

Markus Harder – Völkmann Orgelbau

Beitrag lesen

In 2001 gründete Markus Harder-Völkmann nach langen Jahren angestellter Tätigkeit seine eigene Orgelbaufirma in den im ehemaligen Heuboden eines landwirtschaftlichen Anwesens gelegenen Betriebsräumen.

Zu diesem Zeitpunkt bereits vertraut mit Konzeption, Konstruktion, klanglicher Gestaltung und Ausführung sowohl großer Kirchen- und Konzertorgeln als auch kammermusikalischer Instrumente bietet er in seinem kleinen, im südöstlichen Münchner Umland gelegenen Betrieb sämtliche Leistungen des klassischen Kirchenorgelbaues – Neubau, Restaurierung, Wartung und Pflege aller mechanischen, pneumatischen und elektrischen Systeme – an, wendet sich darüber hinaus jedoch auch den Grenzbereichen orgelbauerischen Schaffens zu.

Hier nimmt Harder-Völkmann insbesondere orchestral und konzertant orientierte Konzepte des säkularen, nicht-sakralen Orgelbaus über die Jahrhunderte in den Fokus.
In ihrer Klangsprache verlangen solche Instrumente einer teils anderen, auf jeden Fall aber weiter gefächerten Farbpalette als rein dem kirchlichen Ritus dienende Orgeln. Sie beinhalten neben aus Orgelregistern gebildeten Stimmen, die einen deutlich imitativen Charakter echter Orchesterinstrumente erzielen wollen – Hörner, Streicher, Rohrblattinstrumente -, oft auch orgelfremde Klangerzeuger, wie Perkussionen und anderes mehr.

So war es über die Zeitspanne von der Renaissance über das Barock bis zur Klassik in vielen Werkstätten gängige Praxis, sich neben den Orgeln auch mit dem Bau mittlerweile historischer besaiteter Tasteninstrumente wie Clavichord, Cembalo, Tafelklavier, Hammerflügel u.a.m. zu befassen. Der berühmte Orgelbauer Gottfried Silbermann trug um 1730 beispielsweise entscheidend zur Entwicklung des Hammerflügels bei, der bedeutsame Augsburger Klavierbauer Johann Andreas Stein befasste sich noch um 1780 mit dem Bau von Claviorgani.

(Erst die Mitte des 19. Jhd. einsetzende industrielle Produktion im Klavierbau führte auch im deutschen Sprachraum zur Aufspaltung der Berufe.)

In Aufnahme dieser Tradition und in intensiver Auseinandersetzung mit Fragen der „Historischen Aufführungspraxis“ restauriert und kopiert Markus Harder-Völkmann in engem Kontakt zu praktizierenden Musikern in diesem Bereich Instrumente, die sie gemeinsam für musikalisch besonders interessant ansehen. Neben kleinen transportablen Orgelwerken, sogenannten Truhenorgeln, liegt der Schwerpunkt hier auf dem Claviorganum, einem Kombinationsinstrument aus Orgel und besaitetem Tasteninstrument, das im Barock vor allem in Hoftheatern und Opernhäusern seinen Einsatz fand.

Aber auch das 20. Jhdt. kennt Seitenlinien des Orgelbaus, in denen große, stationär eingebauten Instrumente der/dem OrganistIn eher die Nachbildung eines großen, klanglich reichhaltigen Orchesters an die Hand geben wollen, denn die Strenge Sprache kirchlich ausgelegter Orgeln.
So entwickelte sich aus der bereits stark konzertant ausgerichteten „Town-Hall“-Orgel des angelsächsischen Kulturkreises, die mehr auf die Darstellung von Orchesterkompositionen als auf sakrale Musik ausgelegt wurden, in den USA die Kinoorgel, die der Begleitung und Effektsteigerung des noch stummen Films diente.

Harder-Völkmann konnte bereits mehrere Orte mitprägen, an denen diese unterhaltsame Spielart der Orgelkultur im nicht-sakralen Raum in reger Konzerttätigkeiten einem Publikum vorgestellt wird, das die Orgel mangels Kontakts schon fast vergessen hat.

Hier seien sein Neubau einer Konzertorgel im „Stockwerk“ in Gröbenzell – eines Bürokomplexes, dessen weitläufiges Foyer jetzt durch Orgelklang geflutet wird – , sowie die Restaurierung der lange Jahre in Dornröschenschlaf gefallenen Steinmeyer-Orgel im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität in München genannt, die, beim Bau 1960 den Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus der Weißen Rose gewidmet, in regelmäßigem Konzertbetrieb die Studierenden jetzt wieder zu Menschlichkeit und Zivilcourage aufruft.

Gerade fertiggestellt ist auch die Restaurierung für einen privaten Eigentümer einer originalen „Christie´s“-Kinoorgel aus dem England der 1920er Jahre, die platziert im Jugendzentrum „Gleis 3“ der Stadt Neckarsulm für Stummfilm-Vorführungen genutzt werden wird.

Die meisten dieser orchestralen Orgeln werden im reichen Umfang ihrer mannigfaltigen, rein akustisch erzeugten Klänge heute durch die/den OrganistIn über einen mit modernem Datenübertragungssystem ausgerüsteten Spieltisch dirigiert, um die oft weit über tausend zu öffnenden Ventile zu den Pfeifen und anderen Klangkörpern zu aktivieren.

Die Konzeption, Gestaltung und Anfertigung solcher Spieltische ist eine weitere Spezialität der Firma, zudem die Herstellung der in diesen verbauten, mit Edelhölzern belegten Klaviaturen.

Daneben beschäftigte sich der Orgelbau stets mit der Konstruktion selbstspielender Musikwerke, die nicht vom Musiker händisch, sondern von frühen Datenträgern wie Stiftwalze oder gelochter Notenrolle bespielt werden.

Gerade hochentwickelte Orchestrien des „fin de siecle“ stellen mit ihren komplexen pneumatischen Steuerungen und ihrem romantisch – orchestralen Klangfarbenreichtum höchste Anforderungen an technisches und intonatorisches Geschick, aber auch an das musikalische Verständnis der auf dem jeweiligen Datenträger gespeicherten und für die Möglichkeiten des Instrumentes arrangierten Literatur.

Die Firma bietet hier neben Restaurierung und Reparatur von Originalen – ob Orchestrien, Jahrmarkts- oder Tanzorgeln – auch Kopie und Neukonstruktion, sofern auf dem Sammlermarkt entsprechende Musikdatenträger (Walzen , Notenrollen) erhältlich sind.

Auch die für den Künstler Jürgen Scriba orgeltechnisch verwirklichte Klanginstallation „bach10k“ im Gasometer in Augsburg – vom Künstler gesteuert durch das Schwingen eines Foucaultsches-Pendels – gehört in diese Kategorie.

Mit diesem übergreifenden Verständnis des Orgelbaues will die Firma sowohl dem praktizierenden Musiker als auch dem engagierten Sammler ein kompetenter Partner sein.