Grabmal aus grauem Stein mit eingraviertem Namen "Rainer Siemund" und Daten 1966-1981 sowie 21-12-2010.
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Johannes Twielemeier

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„Trauer braucht Zeit. Ich nehme mir Zeit für Sie.“ Mit diesen knappen Worten begrüßt Johannes Twielemeier die Besucher seiner Webseite und wer den Bildhauer kennt, weiß, das dieses Motto keine Floskel ist. Twielemeier ist Grabmalgestalter aus Leidenschaft und zählt seit Jahren zu den Ausnahmen in der Grabmalbranche.

Johannes Twielemeier arbeitet an einem Steinblock, während er eine Schleifmaschine benutzt, in einer Werkstatt.

Nach seiner Meisterprüfung im Steinbildhauerhandwerk folgte ein Studium an der Akademie für Handwerksdesign Gut Rosenberg in Horbach. Mit seiner Abschlussarbeit „Zeigen und Bewahren“, einer archaisch anmutenden Urne aus Baumberger Sandstein gewann er den Förderpreis der Akademie.

Helle Werkstatt mit Maschinen und Werkzeugen, darunter eine Kreissäge und eine Schleifmaschine, an einer Wand.

Unter allen Gestaltungsaufgaben fasziniert Ihn die Grabmalgestaltung bis heute am stärksten, denn hier kann er das gesamte Repertoire an bildnerischen Darstellungsmitteln in den Entwurfsprozess einfließen lassen. Was er in den Gesprächen vom Verstorbenen erfährt, übersetzt er in Sinnbilder und Formen. Gemeinsam mit den Trauernden werden Ideen skizziert, überarbeitet oder auch wieder verworfen. Die Entscheidung für das entsprechende Natursteinmaterial ist dabei genauso wichtig wie die Schrift oder die Oberflächenbearbeitung. Nach und nach verdichtet sich im Stein das, was den Verstorbenen zu Lebzeiten ausgemacht hat.

Dunkles, rechteckiges Grabmal aus Stein mit eingravierten Namen, auf einem grauen Boden in einem Innenraum.

Den Grabzeichen von Johannes Twielemeier fehlt jeder überflüssige Schnörkel, sie erscheinen auf klassiche Weise schlicht, klar in der Gliederung und deutlich in der Formulierung der Symbolbezüge. Dieses gestalterische Gespür findet seine Anerkennung in den zahlreichen Auszeichnungen, die seine Grabzeichen seit 2009 – dem Jahr seiner Selbständigkeit – erhalten haben.

Grabmal aus grauem Stein mit wellenförmigen Vertiefungen und der Inschrift "EDITH SCHWARZBAUER 1926-2018".

Vorraussetzung für diese Erfolge sind zunächst die Bereitschaft zuzuhören, sich vom Geschehen berühren zu lassen und die Fähigkeit, sich in die Trauer des Gegenübers einzufühlen – doch ohne sich darin zu verlieren. Hinzu kommt eine Offenheit für Assoziationen und die Fähigkeit, diese sinnbildlichen Verknüpfungen anschaulich darzustellen. Auf diese Weise gelingt es Johannes Twielemeier, dem Andenken an einen Menschen eine Gestalt zu geben, die überdauert.

Mann mit Mütze sitzt an einem Holztisch im Büro, arbeitet am Laptop, umgeben von Büchern und Kunstwerken.

Text von Gerold Eppler, Museum für Sepulkralkultur, Kassel.