Manufaktur

Handweberei Geltow

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In der Freiland-Siedlung Gildenhall erlernte die 1904 in Lichterfelde geborene Henni Jaensch bei der Bauhaus-Schülerin Else Mögelin das Weberhandwerk. Ein Beruf der nach einiger Zeit mit den Wandervögeln und künstlerischem Studium in Berlin zu Ihrer Berufung werden sollte.

Nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Meisters und äußerst erfolgreichen Teilnahmen an der Grassi-Messe in Leipzig wurde es Zeit eine größere Wirkungsstätte zu suchen.

Fündig wurde Sie in Geltow. Ein verlassener Gasthof mit angeschlossenem großen Garten sollte nicht nur für Sie Arbeitsstätte und Lebensraum werden. Unter anderen zog es auch Annemarie Schünemann in den 40er Jahren als Gesellin auf den Webhof, welchem Sie als Meisterin und rechte Hand bis zu Ihrem Lebensende, wie auch Henni Jaensch, treu blieb. Beide Frauen legten somit den Grundstein für den Erhalt des Webhofs bis in die heutige Zeit, da Ulla Schünemann in den 80er Jahren den Betrieb von Henni Jaensch übernahm und über alle Hürden hinweg in Ihrem Sinne weiterführt.

Das Bauhaus-Motto „Die Kunst des Weglassens“ stehen damals wie heute an erster Stelle. So steht das Material, die Farbe oder das Muster im Vordergrund. Auf wilde Mischungen wird bewusst verzichtet um zeitlose edle Handwerksstücke zu erzeugen.

So findet man weiterhin Tischdecken aus den 60er Jahren, wie die für „Gute Form“ausgezeichnete Tischdecke „LD“ oder eine Neuauflage der Tischdecke „Harro“, auch wenn letztere früher nicht immer ganz so farbenfroh aus reinem Leinen gewebt werden konnte, da die Materialien knapp waren.

Wolle gab es dagegen häufiger, welche heute noch für Schlafdecken in diversen Farben Verwendung findet und ab und an in den typischen „Henni-Streifen“ angeordnet und für eine angenehme Haptik extra aufgeraut wird.

Die Verfügbarkeit einer größeren Materialpalette machen es zum Beispiel möglich traditionelle Schals im Volldreher, welche früher ausschließlich aus Wolle waren, in hochwertiger Tussahseide in Farbe zu weben. Diese Gewebestruktur macht den Anschein eines Strickschals, jedoch ohne irreparable gezogene Fäden zu erzeugen, wenn man hängen bleibt, da sich diese mit dem richtigen Griff wieder in das Gewebe einfügen lassen und wird ein langlebiges Lieblingsstück der Träger.

Kunstwerke, wie die Bilderserien für den niederländischen Künstler Willem de Rooij sind Ergebnisse der Zusammenarbeit mit Ulla Schünemann, wobei die Kreativität des Künstlers durch die Erfahrung der Meisterin des Weberhandwerks Gestalt annehmen. Die Umsetzung erfolgt immer in klassischer Weise durch das Schären und Bäumen der Kette, gefolgt von dem kompletten Einrichten des Webstuhls bei neuen Mustern oder dem Austauschen von bereits vorhandenen Geschirren.

Die 16 Handwebstühle im Alter zwischen 100 und 300 Jahren an denen Stoffe überwiegend aus Leinen, Baumwolle, Wolle und Seide Schuss für Schuss von Hand entstehen, dienen neben der Produktion von Gerstenkornhandtüchern (Geschirrtücher), Möbelstoff, Gardinen und Meterware für Bekleidung, Kissen und allem was sich unsere Kunden vorstellen können, seit den 90er Jahren zusätzlich als Technisches Denkmal im eingebetteten privaten Museum. Besucher aus aller Welt können seit dem bei der Entstehung dabei sein.

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