Manufaktur

Handgefertigte Massanzüge

Beitrag lesen

2003 hat Kathrin Emmer das „Atelier für handgefertigte Maßanzüge“ in Berlin gegründet und ist seit 2011 in Potsdam beheimatet. Inzwischen hat sich die Herrenschneider-Meisterin einen Stamm treuer Kunden aus dem In- und Ausland erarbeitet. Anwälte, Professoren und Beamte sind dabei, genauso wie Künstler, Literaten oder Unternehmer.

Die meisten sind durch Empfehlungen auf die Schneidermeisterin gestoßen. Ihre Kapazität ist limitiert, da sie die Kleidungsstücke vollständig selbst fertigt. So hat sie hundertprozentige Kontrolle über jeden Arbeitsschritt, was einen kaum vergleichbaren Qualitätsstandard gewährleistet. Natürlich lässt sie Kunden ungern lang auf das neue Kleidungsstück warten, dennoch möchte sie keine Arbeit an Kollegen geben. Denn wenn es nicht perfekt ist, muss sie es ohnehin noch mal nähen und lieber macht sie einen Anzug weniger, aber dafür perfekt.

Vieles wird heute als Maßkleidung bezeichnet. Doch nur der Anzug vom Schneider weist die Merkmale auf, die den echten Maßanzug ausmachen: Er entsteht auf Basis eines Schnittmusters, das der Schneider eigens für den Kunden konstruiert. Er wird von Hand zugeschnitten, mit vielen Handstichen genäht, die Vorderteile sind mit loser Roßhaareinlage unterlegt. Und: Seine Passform wird bei Anproben perfektioniert.

Das Schnittmuster berücksichtigt die Körpermaße, die Haltung und die Proportionen. Es orientiert sich aber auch daran, welches Tragegefühl sich der Kunde von seinem Anzug wünscht, zu welchen Gelegenheiten er ihn tragen will und natürlich an dessen stilistischen Vorstellungen.

Ein Maßanzug kann geräumig oder dicht am Körper geschnitten sein. Er kann Präsenz verleihen oder unauffällig bleiben. Er kann Würde ausstrahlen, Souveränität oder Distinguiertheit, eine sportliche Figur unterstreichen oder Untersetztheit kaschieren. Immer aber ist der Maßanzug auf stille Art sehr elegant.

Mit Hilfe von Nadel, Faden, Schere und Bügeleisen verwandelt der Maßschneider die zweidimensionale Stoffbahn in ein Kleidungsstück, formt sie mit Wasser, Dampf und Hitze, modelliert das Tuch bei den Anproben am Körper des Kunden. Was als Idee im Kopf des Kunden begann, materialisiert sich in über sechzig Stunden konzentrierter Arbeit und es entsteht ein Anzug, der sofort so vertraut ist wie ein alter Freund.