Manufaktur

Gela-Hüte

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Für eine ausgebildete Architektin ist Kreativität kein Novum sondern eine Grundvoraussetzung. Als leidenschaftliche Hutliebhaberin seit früher Jugend kennt Angela Wandelt die Materialität, die Vielfalt der Formen sowie was Hüte aus einer Person zaubern können.

Eigentlich sinnfällig, dass irgendwann die Idee geboren wurde, Hüte selbst zu entwerfen und herzustellen. Getrieben von dem Wunsch, wieder mehr kreativ zu arbeiten und nicht von immer ausgeprägteren bürokratischen Vorgängen ausgezehrt zu werden, drängte sich die Hinwendung zum Handwerk förmlich auf. 2004 erfolgte so die Eintragung in die Rolle der Modisten der Handwerkskammer zu Leipzig.

Anfangs wurden die Hüte und Kappen genäht, schließlich kann man fast jede Form auch mit einem Schnittmuster abbilden. Dabei war es spannend, zu experimentieren, zu lernen, zu probieren, zu verwerfen. Die Lektüre antiquarischer Lehrbücher und Zeitschriften halfen bei den ersten Schritten. Auf Flohmärkten und im Internet fanden sich Werkzeuge und Utensilien für die Herstellung der Hüte. So begann ein großes Abenteuer und eine neue Leidenschaft für Angela Wandelt: das Handwerk der Modistin und Hutmacherin.

Präsentiert wurden die Kreationen in Galerien und auf Messen. Die Beteiligung an der Grassimesse in Leipzig war ein erster wichtiger Erfolg und Schritt in die Öffentlichkeit. Bis heute ist es einer wichtigsten Messeauftritte geblieben. Danach erfolgte die Beteiligung an weiteren nationalen und internationalen Messen in Wien, Paris und New York.

Messen eigenen sich nicht nur dafür, zu zeigen was man macht, sondern sind auch wichtige Inspirationsquellen und Kommunikationsorte unter Kollegen, mit Galeristen und natürlich mit dem Adressaten/Kunden.

Vor fast zehn Jahren ist die Hutwerkstatt Gela-Hüte von Angela Wandelt in ein Atelier in der Spinnerei gezogen und hat damit eine neue Öffentlichkeit erfahren. Natürlich werden die Hüte heute noch nach selbst entworfenen und nach konstruierten Schnitten hergestellt. Aber auch geformte Hüte aus Woll- und Haarfilzen gehören nun zur Kollektion. Wandelts Partner Gerd Heise ließ sich anstecken von der Hutproduktion und eignete sich das Handwerk des Filzhutformens an. Traditionell auf neuen und alten Holzformen werden die verschiedenen Modelle mit Wasserdampf geformt.

Alle gezeigten Hüte werden im Atelier hergestellt. Kunden können ein Modell aus der Kollektion wählen und dann wird der Hut nach der Größe angefertigt. Einen Stoff oder Haarfilz kann man sich aussuchen, z. B. passend zu einem Lieblingskleidungstück. Auch die Dekorationen können individuell bestimmt werden, je nach Lagerbestand.

Außerdem ist die Herstellung eigener individueller Hutmodelle möglich, dabei auch Sondermodelle: beispielweise wurde einmal der Wunsch eines Kundes erfüllt, einen Hut aus einem Film für seine Frau fertigen zu lassen. Mit etwas Geduld werden auch solche Sondermodelle realisiert.

Die Arbeit von Gela-Hüte wird unter anderem geprägt von der Freude, mit klaren Formen zu spielen und so z.B. eine Hutform auf dem Holzmodel und mit verschieden konstruierten Schnitten herzustellen. So kann eine Form aus unterschiedlichen Materialien wie Filz, Wolle, Leder, Plissee, Pelzimitat und vielen anderen entstehen.

Zwischendurch muss immer wieder Zeit zum Experimentieren sein. Die Verwendung alter Techniken neu interpretiert ist ein spannendes Feld, beispielsweise das Drapieren, nicht mit Federn wie früher, sondern mit Lederquadraten oder artfremden Materialien. So sind verschiedene Hutserien entstanden, aus Geschenkband oder auch mit Kabelbindern. Auch die uralte Technik der Plisseebrennerei wurde für eine Hutserie verwendet. Aus unterschiedlichen Plisseearten entstanden spezielle Hutmodelle, gemeinsam mit der Plisseebrennerei Gießmann in Berlin.
Aktuell existiert eine neue Kleinserie aus den Stoffen von Fortuny in Venedig – Stoffe, die seit über 100 Jahren in Holzhanddruck hergestellt werden.

Entscheidend für die Arbeit ist die Qualität der Materialien. Es braucht heute viel Zeit, die richtigen Quellen für qualitätsvolle Stoffe, Filze, Zutaten etc. zu finden.