Manufaktur

Geigenbau Michael Hatting

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Fast versteckt im zweiten Stock eines Fachwerkhauses in der Altstadt von Schwäbisch Hall befindet sich die Geigenbauwerkstatt von Michael Hatting, in der er nicht nur Streichinstrumente, sondern auch diverse Schreibgeräte herstellt.

Aus Fichte, Bergahorn und Ebenholz entstehen hier nicht nur Geigen, sondern auch Bratschen und Celli. Die Fichte für die Decken der Instrumente wuchs in kargen Gebirgslagen ab 1500m Höhe, wodurch sie ausgesprochen enge Jahresringe aufweist.

Das Deckenholz soll gleichzeitig beweglich und belastbar sein – diesen Zweck erfüllt Nadelholz auf ideale Weise, denn es ist in Längsrichtung stabil und quer zur Faser sehr flexibel. Für Boden, Zargen und Schnecke wird gern tief geflammter Bergahorn verwendet, da er sich nicht nur tonlich sehr gut eignet, sondern auch durch sein schimmerndes Wechselspiel unter dem Lack besticht. Pechschwarzes Ebenholz für das Griffbrett widersteht durch seine außerordentliche Härte der Abnutzung beim Spiel und findet auch Verwendung für Wirbel und Saitenhalter.

Neben dem Neubau stellen auch Einstellarbeiten, kleinere und größere Reparaturen bis hin zu aufwändigen Restaurierungen wertvoller Instrumente, die oft mehr als zweihundert Jahre alt sind, einen bedeutenden Teil der täglichen Arbeit bei Michael Hatting dar.

Schon während seiner Ausbildung zum Geigenbauer in Newark, England, im Jahr 1993 interessierte sich Michael Hatting für den Bau von Streichinstrumenten in ihrer barocken Ausführung. Besonder ihr schöner Klang und die gestalterische Vielfalt zogen ihn dabei an.

2008 begann Hatting auch die dazu passenden Bögen herzustellen. Ihn fasziniert die Fülle an Möglichkeiten der Formgebung und Verwendung einer reichen Auswahl exotischer und einheimischer Holzarten. Mit der Anfertigung von Barockbögen findet der Geigenbauer die Freiheit, seiner Experimentierlust zu folgen.

Angeregt durch den Bogenbau und die stetig wachsende Sammlung ausgefallener Hölzer aus aller Welt lag der Gedanke nahe, sich außerdem mit der Herstellung von Schreibgeräten zu beschäftigen. So entstehen in der Geigenbauwerkstatt nun auch Füllfederhalter, Kugelschreiber und Bleistifte in vielen Farben und Formen.

Seit Anfang 2021 bereichert Ronja Kretzschmar als Auszubildende die Werkstatt. Sie kam zunächst als Praktikantin, hat in dieser Zeit ein kleines Schmuckkästchen aus dem Holz des Essigbaums, eine bunte Wanduhr und einige Schreibgeräte für sich angefertigt. Dabei entdeckte sie den Beruf der Geigenbauerin und arbeitet nun mit großer Freude bereits an ihrer dritten Geige.