Manufaktur

Stephen Painter

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Stephen Painter bietet seit fast 30 Jahren in seiner Werkstatt in Wittenberg handgefertigte Kontrabässe, Geigen und Gitarren, sowie Reparatur und Restauration der Instrumente an.

Geigenbau ist ein sehr traditionelles Handwerk. Die Geige selbst hat nur geringfügige Änderungen erlebt seit Mitte des 16. Jahrhunderts. Die Bauschritte bis zum fertigen Instrument sind gleich geblieben und man versucht, die alten Lacke nachzuahmen. Das Folgen dieser Tradition hat auch pragmatische Gründe. Es verkauft sich besser, denn Orchestermusiker suchen nicht Innovation, sondern den Ton und die optische Ästhetik der Vorbildinstrumente des 17. und 18. Jahrhunderts: ein samtig weicher, aber strahlender Klang in allen Registern und ein leuchtender Lack auf altem Holz. Es ist das Ziel dieser Werkstatt, diese Wünsche zu erfüllen.

Beim Gitarrenbau ist das anders. Hier ist mehr Raum für persönliche Vorstellungen in Klang Optik. Die heutige Konzertgitarre ist erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden und die amerikanischen Stahlsaitengitarren und E-Gitarren im 20. Jahrhundert.

Klangliche Ideale sind noch nicht abgeschlossen. Gitarrenspieler scheinen mehr offen zu sein für Innovationen. Es gibt nicht eine Gitarre, die alles macht. Entsprechend sind die Gitarren, die bei Stephen Painter hergestellt werden, vielfältig in Form und Klang, je nach Musikstil. Zum Beispiel gibt es keine 13-saitigen Gitarren, wie sie in der Werkstatt schon gebaut wurde, um darauf Lautenmusik zu spielen, von der Stange zu kaufen. So ein Instrument muss von Grund auf entworfen und gebaut sein.

Die Werkstatt stellt Kontrabässe, Geigen und Gitarren her, aber auch viel Reparatur und Restauration wird verlangt. Für viele Leute hat ein Musikinstrument nicht nur einen materiellen Wert, sondern auch einen ideellen Wert- es gehört zu ihrem kulturellen Erbe.

Reparaturen werden mit ähnlicher Akribie durchgeführt, wie man es aus der Museumsarbeit kennt, denn es gilt, so viel originales Holz wie möglich zu erhalten und alles rückgängig machen zu können. Dabei und auch im Neubau wird immer noch Hautleim wegen seiner Wiederlöslichkeit verwendet, um spätere Reparaturen zu erleichtern.

Das verwendete Holz wird lange in einem Klima gelagert, das den Räumen entspricht, wo die Instrumente sich später befinden werden: Konzertsäle, Proberäume und Wohnzimmer. Die Instrumente sind ausschließlich in Handarbeit gefertigt, nur so kann man einen wirklich edlen Ton erreichen. Auch optisch soll die Handarbeit sichtbar sein – organisch, nicht gezwungen und ohne glatte, industrielle Oberfläche. Ebenfalls per Hand wird die Lackierung gemacht, bei der Leinöllack für die Streichinstrumente und Schellack Politur für die Konzertgitarren verwendet werden.

Die Werkstatt besteht seit fast 30 Jahren in der historischen Lutherstadt Wittenberg. Hier findet man die nötige Ruhe für die Arbeit. Gelernt hat Stephen Painter in London, bevor er 1993 nach Deutschland kam. Er arbeitet meistens alleine, wird aber von seiner Tochter Lilian Treu-Painter gelegentlich assistiert.