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Gabi Winterl Keramik

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Schon als Kind verbrachte Gabi Winterl viel Zeit in der Lehmgrube einer Ziegelei in Niederbayern, wo sie aufgewachsen ist. Sie war fasziniert von dem Material, dem Gefühl von Lehm in der Hand, dem Gewicht in ihrem Fingern, von den Möglichkeiten, die sich daraus ergaben. Mit elf Jahren entdeckte sie dann im Haus der Besitzerin der Ziegelei Figuren, die aus rotem Ton geformt waren und die sie nachhaltig beeindruckten. Als sie fünf Jahre später erfuhr, dass es einen Beruf gibt, der sich Keramikerin nennt, fiel ihre Entscheidung noch im selben Augenblick.

Sofort begann sie die Ausbildung zur Scheibentöpferin bei Hans-Jürgen Buchner in Haindling. Mit 21 Jahren beendete Gabi Winterl ihre Gesellenzeit mit der Meisterprüfung, seit 1991 arbeitet sie als selbständige Keramikerin in München.

Von Anfang an war Farbe Arbeitsmotto. So viel lässt sich mit ihr darstellen, Farbe transportiert das Gefühl von Leichtigkeit und Lebensfreude.

Bei Gabi Winterl sind es stets leuchtende Farben, jedes Stück wird von ihr individuell bemalt. Beim Zweiten wird es schon langweilig und so sieht jedes anders aus, keines gleicht dem anderen, weshalb der Ausstellungsraum der Keramikerin vor Ideen förmlich zu explodieren scheint. Hier kommt man gerne hin, lässt sich von den fröhlich bunten Motiven inspirieren, von ihrer Lebenskraft anstecken. „Die Keramik soll meine Kunden Lebensfreude und positive Energie schenken“, sagt Winterl.

 

Alle Stücke werden mit Perfektion gedreht. Ihr Handwerk beherrscht Gabi Winterl, nach fast 40 Jahren an der Töpferscheibe. Der Ton gleitet durch ihre Finger und scheinbar mühelos entsteht eine Schüssel. Schön ist es dabei zuzuschauen. Täglich geht Gabi Winterl voller Freude und Tatendrang in die Werkstatt, um Neues zu produzieren. Schnell geht hier nichts. Und so mühelos wie es aussieht, ist es auch nicht. Das Handwerk ist anstrengend, schwer wiegt die Keramik. Gerade für eine Frau ist das eine Herausforderung.

In den vergangenen Jahrzehnten hat die Münchner Keramikerin zahlreiche Lehrlinge und Gesellinnen beschäftigt, doch nun hat sich einiges verändert. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten keine Märkte stattfinden, Einnahmen brachen weg, Angestellte konnte sie sich nicht mehr leisten. Nun arbeitet Gabi Winterl – wie in den ersten zehn Jahren – wieder allein. „Ich finde das gut so“, sagt sie. Ab und zu gibt sie Keramik-Kurse und vermittelt so ihr Wissen an der Töpferscheibe weiter. Neu im Sortiment sind Urnen. Die Keramikerin vergoldet sie, bemalt sie dezent und individuell. Alles ist biologisch und schnell zersetzbar. „Seelenhäuser“ so nennt Gabi Winterl sie und sagt: „Sie sollen den Menschen ein letztes schönes Zuhause geben.“

Der Ton ist ein unermüdliches, kreatives Material. Durch die dreidimensionale Bearbeitung gibt es unzählige Möglichkeiten für die Herstellung, wodurch es immer interessant bleibt. Etwas kleiner oder größer, eine andere Farbe oder weitere Muster – schon ist alles anders. Und trotzdem passt durch den hochglänzenden Stil alles wunderbar zusammen.

Gabi Winterl jedenfalls freut sich schon wieder auf morgen, auf einen neuen Tag in ihrer Werkstatt, wo die Keramik in allen Farben des Regenbogens so kräftig leuchtet.