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Felicious

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Felicitas Seidler gehörte nie zu den Menschen, die einen fünfstufigen Karriereplan für ihre Zukunft in der Tasche haben. Sie vertraute eher darauf, dass ihr Bauchgefühl sie in die richtige Richtung lenken würde.

Schon immer ausgerüstet mit hoher Fingerfertigkeit und einen Auge für das Abstrakte beschritt sie ihren Ausbildungsweg zunächst in Richtung Architektur und begann ihr Studium in Bremen.

Bis sie nach einigen Semestern und einem Ausflug in die Praxis realisierte, dass die Ideen und Vorstellungen für ihre berufliche Zukunft sich nur schwer am Büroschreibtisch und innerhalb von auf Effizienz getrimmten wirtschaftlichen Zusammenhängen verwirklichen lassen würden. Was ihr außerdem fehlte: Die direkte Sichtbarkeit ihres Tuns, das konkrete Ergebnis auf dem Tisch am Ende eines Arbeitstages. Es zog sie zum Handwerk.

So entschloss Seidler sich, ihren Zeichentisch gegen einen Goldschmiedehammer einzutauschen. Der Beruf der Goldschmiedin hatte sie schon als Kind fasziniert – immer wieder hatte sie ihre Nase gegen das Fenster eines renommierten Juweliers im Zentrum ihrer Heimatstadt Hildesheim gedrückt.

Während der Suche nach einem Ausbildungsplatz in Hamburg entdeckte sie eine Goldschmiede im Rotlichtviertel St. Pauli und wurde vom Fleck weg eingestellt. Hier lernte sie nicht nur das Handwerk, sondern auch, wie man ein Geschäft führt und – vielleicht sogar noch wichtiger – in welche Richtung sie mit ihren eigenen Arbeiten gehen wollte: Schmuck für Menschen wie sich selbst entwerfen; Schmuck, der mit fundiertem technischem Wissen von Hand, Stück für Stück, in Serie, hergestellt wird; Schmuck, der bei einer Affinität zu schlichter Eleganz gleichzeitig auf eine sinnliche Art auffallend sein darf.

Mit dieser Idee im Kopf und ihrem Gesellinnenbrief in der Hand zog Seidler nach Berlin, wo sie 2006 ihr Label Felicious gründete und 2008 im Bezirk Mitte ihre Werkstatt mit angeschlossenem Ladengeschäft eröffnete.

Felicious-Schmuckstücke sind Objekte für eine endlose Gegenwart. Sie sind zeitlos, saisonübergreifend, immer perfekt passend, ganz unabhängig vom Kontext. Sofortige Klassiker.

Felicitas Seidler fertigt ihre Kollektion, die stets aus mehreren Serien besteht, aus sorgfältig ausgewählten Materialien direkt in ihrem Berliner Studio. Für ihre Entwürfe verwendet sie ausschließlich Edelmetalle, die, soweit möglich, recycelt oder fair gehandelt sind.

Ihre Stücke werden nach den höchsten Standards der Goldschmiedens angefertigt – sowohl mittels traditioneller als auch modernster Techniken wie 3D-Modell-Druck – und sprechen stilistisch wie auch preislich eine breite, diverse Kundschaft an. Jeder und jede soll sich Felicious’ Schmuck leisten können. Daher werden die Stücke der Kollektion bewusst in Silber oder hochwertig und langlebig goldplattiertem Silber angeboten. Sonderanfertigungen in massivem Gold sind auf Anfrage möglich, ebenso Auftragsarbeiten wie Trauringe.

Die typisch klaren Felicious-Formen leben von einer Kombination aus leidenschaftlichem Understatement und coolem Charme. Trotz subtiler Anspielungen und Referenzen bleiben sie zugänglich – auch und gerade für Menschen, für die Schmuck Neuland ist. Bei Felicious herrscht kein Stil-Imperativ, die Stücke sollen sich immer auch an den individuellen Geschmack und den jeweiligen Kleidungsstil des Trägers oder der Trägerin anpassen.

Felicious’ vorrangige Inspirationsquelle ist und bleibt die Architektur, ein wiederkehrender Einfluss, der in den meisten Serien sichtbar wird. Weitere Inspirationsquellen sind Klassiker des Produktdesigns. Deren Funktionalität entlockt Felicitas Seidler eine eigenwillige Eleganz – ihre ältere Serie PIPES war zum Beispiel von der Büroklammer beeinflusst. Sie hat gleichzeitig ein feines Gespür dafür, wo die perfekte Form im unnötigen Schnickschnack verloren geht. Ein Kubus ist ein Kubus ist ein Kubus und braucht keine Ergänzung, um als Kettenanhänger zu überzeugen und die Saison zu überdauern.

Ohne vordergründig retro zu sein, weht bisweilen ein leiser Hauch von Nostalgie durch die Felicious-Entwürfe. In der aktuellen Kollektion finden sich etwa die LINK Armbänder, die die „identity bracelets“ der britischen Mods zitieren. Seidlers Version reduziert das Original so stark, dass eine lässige, fast fragile Schönheit zurückbleibt.

Seidler arbeitet eher intuitiv und (ver-)suchend und lässt ihre Stücke dabei nie zu ernst wirken. Für ihre Serie FRAME funktionieren die Ringe und Anhänger als Rahmen für das, was darunter liegt. Wo die Betrachtenden einen gefassten Edelstein erwarten würden, sind es Haut oder Stoff, die zum Zentrum des Schmuckstücks werden. Während Seidlers Stücke immer schlüssig erscheinen, niemals zu konzeptionell oder extravagant sind, schafft ihr Blick für Form und Detail in ihrer Kollektion eine ausgeglichene Balance.