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Felicia Mülbaier

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Schmuck von Felicia Mülbaier bewegt sich in einer spannenden Ambivalenz zwischen Archaischem und Zukunftsweisendem. Sie malt gewissermaßen mit dem Edelstein. Mit Leichtigkeit und Bravour gelingt es ihr, das Thema „Stein im Schmuck“ überzeugend und neu zu interpretieren.

Der Flügel eines Insekts. Ein Fragment, vollkommen in seiner Form und Struktur. Die materialisierte Erinnerung eines Moments. Der nicht spürbare Hauch einer Bewegung, Sinnbild einer Verwandlung. Auf der Fingerkuppe liegend, so unendlich zart und fragil, beschreibt er besser als Worte die Arbeiten von Felicia Mülbaier.

Aus Stein herausgearbeitet sind es Fundstücke von etwas Immateriellem. Sie bewahren die Spuren der Zeit, die es braucht, um etwas zuvor Unfassbarem eine Form zu geben. Zeit, in der es den Moment zwischen Existenz und Nicht-Existenz gibt, der nach einer Entscheidung verlangt, etwas zu zerstören oder zu bewahren, zu verdecken oder zu enthüllen. So bewegen sich Felicias Stücke auf der Trennlinie zwischen Hervorbringen und Vergehen. Dies gibt den Stücken eine besondere Aufmerksamkeit, denn sie machen die Flüchtigkeit bewusst, lassen den Betrachter innehalten. Nehmen ihn mit auf den Flügelschlägen der Imagination.

Mit ihren erstaunlichen Schmuckstücken, die z.B. aus dem traditionellen Schmuckstein Lapislazuli gefertigt sind, entwickelt Felicia Mülbaier die Traditionen von Idar-Oberstein geradezu in einem Quantensprung fort. Form wird hier komplett entmaterialisiert, das Material an die äußersten Grenzen des Machbaren geführt. Die kostbare Fragilität des Objektes bietet sich als poetische Metapher für unterschiedlichste Assoziationen an und manifestiert eine neue, inspirierende Position für den innovativen Umgang mit Mineralien und Edelsteinen in der zeitgenössischen Schmuckkunst.