Manufaktur

Faunauge

Beitrag lesen

Das Ladenatelier Faunauge hat sich auf Kopfschmuck und Accessoires spezialisiert und wurde 2019 von Romy Marienfeld in Leipzig gegründet.

Die studierte Theaterwissenschaftlerin und Anglistin arbeitete mehr als zehn Jahre praktisch am Theater hinter und auf der Bühne bevor sie die langjährige Leidenschaft zu Kopfschmuck hauptberuflich in einem eigenen, unabhängigen Atelier begann.

Die tiefgründige und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Formen des Theaters, englischsprachiger Literatur und kultureller Diversität legten bereits lange vor dem Schritt in die Selbstständigkeit den Grundstein für einen Inspirationsschatz für die Kreation von individuellen Kopfbedeckungen. Im Atelier entsteht in Handarbeit Kopfputz für individuelle Köpfe: Fascinators und Hüte für Hochzeitsfeiern, Haarschmuck und Kappen für den Alltag, besondere Kreationen wie Schiffshüte für Szenegänger und -gängerinnen und Theaterinszenierungen.

Der Kopfputz von Faunauge hebt die individuelle Persönlichkeit der Kunden und Kundinnen hervor und unterstützt ein mutiges und selbstbewusstes Auftreten. Romy Marienfeld unterstützt sie bei der Findung eigener Wege. Fernab von Designs der Massenware entstehen dann wertvolle, alternative und nachhaltig angefertigte Schmuckstücke.

Faunauge setzt sich für Diversität ein: die Designs sollen Sprachrohr gegen Anfeindung von individuellen Lebensentwürfen sein. Sie können auch Selbstwertgefühl zurückgeben, beispielsweise durch Rückschläge bei Krankheiten (Haarausfall bei Chemotherapie) oder persönlichen Verlusten. Sich stark zu machen gegen einen Überkonsum von Modeartikeln und das Bewusstsein zu Produktionsbedingungen zu schulen, die der Überkonsum mit sich gebracht hat, wird im Ladenatelier stets kommuniziert. Im Schaffensprozess legt Faunauge Wert darauf, vorhandene Ressourcen größtmöglich zu nutzen.

Im Atelier Faunauge werden sowohl traditionelle als auch experimentelle Hutmachertechniken angewendet. So werden Filzhüte mittels Wasserdampf und einiges an Muskelkraft über traditionelle Holzformen gezogen und in Ruhe trocknen gelassen. Stoffkappen werden nach Schnittmuster genäht. Neugier, Experimentierfreude und Geduld sind drei ständige Begleiter von Romy Marienfeld.

Nicht jede neue Idee ist mit gängigem Material oder Werkzeug herzustellen. Daher wird im Atelier Werkzeug oft zweckentfremdet, um ein besonderes Ziel zu erreichen. Bereits seit Romy Marienfelds ersten Auseinandersetzungen mit dem Modistenhandwerk 2011 steht die Schonung von Ressourcen im Vordergrund. Viele Materialien und Kleidungsstücke, die sich regional im Umlauf befinden und oft als Stoffspenden das Ladenatelier Faunauge erreichen, erleben dort eine Renaissance in Form neuer Kopfbedeckungen.

Durch einen regen Austausch mit lokalen Maßschneiderinnen werden aus deren Stoffverschnitten extravagante Fascinators gebaut. Auf diese Weise werden kleine Verschnitte von Tüll, Schleier und Seide nicht entsorgt, sondern bis zur letzten bestickten Paillette sinnstiftend verwendet. Alle Blüten und weitere Garnituren stellt Romy Marienfeld von Hand her. Feine Stoffe wie Chiffon oder Seide werden von Hand gesteift, um sie zu raffinierten Blütenblättern zu schneiden und mit heißen Eisen in Form zu bringen. Durch Stoffmanipulationstechniken oder Feuer wird die Oberfläche so verändert, dass ungewöhnliche Effekte entstehen.

Auch traditionelle Materialien werden bei Faunauge verarbeitet. Klassicher Woll- und Haarfilz wird zu Hüten für die kalte Jahreszeit gezogen. Für die warme Jahreszeit kommen unterschiedliche Stroh- und Papiervarianten zum Einsatz. Edle Anlasshüte entstehen aus Sinamay und Jinsin. Allerdings nutzt Romy Marienfeld auch moderne Techniken: zum Beispiel nutzt sie 3D-gedruckte Ornamente, um Kopfbedeckungen zu verzieren.

Dabei denkt Faunauge nicht in branchentypischen Kollektionswechseln: die Produkte entstehen in geringer Stückzahl oder als Unikate und sollen Modetrends überdauern. Die Werkzeuge sind teils gebraucht, teils neu. Holzhutformen aus England und Österreich, alte Masseformen aus einem Museumsfundus, französische Blütenformeisen, Zangen etc. sind klassisches Equipment. Die einzigen elektrischen Geräte sind die Nähmaschine, eine Heizplatte für die Blütenformeisen und ein Lötschreibgerät für Verzierungen.

Ein wichtiges Credo von Faunauge: Von innen muss ein Kopfschmuck oder Hut ebenso schön sein wie von außen. Genaue, unsichtbare Nähte und Verbindungen sind unabdingbar. Das erhöht den Zauber.