Manufaktur

Einbecker Blaudruck

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Mitten im Dreißigjährigen Krieg 1638 wurde Einbecker Blaudruck von Hans Wittram als Färberei gegründet.

Seit 1796 sitzt das Unternehmen an seinem heutigem Standort am Möncheplatz.

Die Erfindung des Blaudrucks ist untrennbar mit dem Kattundruck verbunden. Es läßt sich leicht nachvollziehen, dass die bunten Stoffe aus Übersee eine harte Konkurrenz für das heimische Färbergewerbe darstellten. Die Einbecker Färber sahen ihre „Felle davonschwimmen“, ein attraktives Konkurrenzprodukt musste her. Und so fing man an zu experimentieren. Es ist zu vermuten, dass aus der Familie Wittram Hans Heinrich, der Sohn des Firmengründers, um das Jahr 1700 sich als Erster an dieser Technik versuchte.

Die Model mussten die Blaudrucker selbst entwerfen und herstellen. Ursprünglich waren sie ganz aus Holz geschnitzt, Birnbaum eignete sich wegen seiner Härte, der dichten Oberfläche und seiner Unempfindlichkeit gegen Nässe besonders gut.

Da der Einbecker Blaudruck von 1638-2005 ununterbrochen im Besitz der Familie Wittram war, sind noch über 800 Model aus fast allen Stilepochen seit Erfindung des Blaudrucks vorhanden. Die ältesten erhaltenen Model zeigen biblische Motive, wie z. B. der Sündenfall (Adam und Eva am Baum der Erkenntnis) oder Josua und Kaleb, wie sie mit einer riesigen Traube aus dem gelobten Land zu Moses und dem Volk Israel zurückkehren. Dieser Model dürfte um 1720/30 geschnitzt sein und ist wahrscheinlich aus der Zeit, als Hans Heinrich Wittram zuerst die Technik des Blaudrucks erprobte. Georg Friedrich Wittram brachte von seiner Gesellen-Wanderschaft (ab 1791) neue Ideen für Model mit und trug so entscheidend für die Weiterentwicklung des Blaudrucks bei.

Aus dieser Zeit dürften einige der großzügigen Blumendekore stammen, die heute noch zu den beliebtesten Mustern gehören (Päonie, Nelke). Daneben gab es einfache, großflächige Muster wie Sonnenrad und Sterne.

Auch heute wird der Einbecker Blaudruck noch in althergebrachter Handarbeit im Reservedruckverfahren hergestellt. Zunächst wird der weiße Stoff mit einer zähflüssigen Masse, dem Druckpapp, von Hand bedruckt. Im Färbebad nehmen die bedruckten Stellen keine Farbe an. Der Papp wird nach dem Färben in Spülbädern entfernt, sodass die Muster weiß hervortreten. Die Farbpalette der Färberei wurde ständig dem Trend angepasst und umfasst heute elf aktuelle Farben.

Ernst Wittram (1854 – 1940) war der letzte Blaudrucker in Einbeck, der seine Model noch selbst schnitzte. Da dieses Handwerk heute fast ausgestorben ist, wird es immer schwieriger, Reparaturen und Überarbeitungen alter Model durchführen zu lassen.