Claudia Henkel arbeitet seit jeher mit Porzellan und fertigt Geschirr. Allerdings nutzt sie dafür keine herkömmliche Technik: Sie dreht nicht, sie gießt nicht, sie stanzt nicht und dreht nicht ein. Sie verwendet eher eine Technik aus der Baukeramik – sie baut ihr Geschirr.
Dafür walzt sie das plastische Porzellan hauchdünn aus, schneidet sodann schnittmusterartig die Abwicklung der Gefäßwände aus. Der nächste Schritt ist der Dekor: Die Schnittmusterteile prägt sie in der Oberfläche mit Hilfe von Stoffen und Spitzen. Dann wird der Gefäßköper an den Nähten zusammengesetzt und der Boden eingefügt. Schließlich müssen die Nähte versäubert und verputzt werden. Manche Gefäße, wie Tassen und Krüge, werden noch mit einem Henkel versehen. Das Ganze ist ein sehr zeitaufwendiger Prozess. Nach dem Schrühen, dem ersten Verfestigungsbrand, erhalten die Gefäße ihre Farbe.
Zum Teil werden die geprägten Vertiefungen farbig mit Farbköper eingelegt, sodass der Dekor prägnanter hervortritt. Claudia Henkel beschränkt ihre Farbpalette auf eine transparente und eine selbst angesetzte Seladonglasur. Das Seladon ist eine alte asiatische eisengrüne Glasur, mit der man versuchte, Jade zu imitieren. Das Resultat ist eine wunderschön jadegrün glänzende Glasur mit viel Tiefe.
In den Vertiefungen des Dekors ist die Farbigkeit noch tiefer und der geprägte Dekor wird dadurch erst sichtbar. Im letzten Glattbrand wandelt sich das rote Eisen der Glasur in reduzierender Atmosphäre bei einer Temperatur von 1280 °C im Gasofen zu dem besagten Grün und der Scherben wird reinweiß und transluzent.
Kombiniert werden diese zarten Geschirrteile mit Tellern und Platten aus einer unglasierten schwarzen Masse. So ergibt sich ein spannungsvoller Kontrast.
Claudia Henkels Geschirr ist von elfenhafter Anmutung. Es scheint aus einer fernen Zeit zu stammen und ist dennoch heutig und modern. Die Dekore variieren von gestickten, floralen, teils flächendeckenden Stoffmustern bis hin zu bandartigen Spitzenornamenten. Kein Teil ist wie das andere. Jedes Stück verkörpert den Moment des Schaffens. Verformungen durch das Trocknen und den Brand nimmt die Keramikerin bewusst in Kauf und gibt dadurch dem Zufall Raum. Claudia Henkel arbeitet seit über 20 Jahren selbständig als Künstlerin in ihrem Atelier in Höhr-Grenzhausen.