Manufaktur

Blaudruck Henkenjohann & Sander

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Der traditionelle Blaudruck ist kein Druck im eigentlichen Sinn, in dem Farbe auf den Stoff gedruckt wird. Der „Druck“ des Musters erfolgt mittels einer wasserabweisenden Deckmasse, genannt „Papp“, das bei der anschließenden Färbung ausgespart wird. So wird nicht gedruckt, sondern blau gefärbt.

Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass der Beruf der Blaudrucker heutzutage kein Lehrberuf ist, den man in der Berufsschule oder in einem Studium lernt. Die Kenntnisse, Techniken und Rezepte können nur von dem Meister zu seinem Lehrling vererbt werden.

Grundlage für das Entstehen der Blaudruck-Produkte ist altes Bauernleinen, das im Betrieb über Jahrzehnte lang gesammelt wurde. Bevor der Stoff bedruckt werden kann, muss er jedoch vorbereitet werden indem er gekocht, gewaschen, getrocknet und gemangelt wird. Dann wird er auf dem Arbeitstisch ausgerollt und nach dem Ausmessen und Aufzeichnen kann der Druck beginnen.

Der Papp, hauptsächlich bestehend aus Gummiarabikum und Tonerde, wird auf ein Druckkissen gestrichen und mit dem gewünschten Stempel, genannt Model, mehrmals abgedruckt, damit die Masse alle Erhebungen bedeckt. Per Hand wird dieser vom Druckkissen zum Stoff geführt und dort an die gewünschte Stelle mit mehreren Schlägen geklopft damit das Muster komplett darauf erscheint. Der Betrieb verfügt über 2.000 Model, die Größe reicht von 1cm bis 45 cm, der Schwerste wiegt um die 5 kg. Ein unsäglicher Schatz des Betriebes, denn es gibt nur noch wenige Modelhersteller auf der Welt.

Manchmal muss der Stoff nach dem Bedrucken wochenlang trocknen. Das hängt ganz von der Qualität des Stoffes ab.

Nach der Trockenphase kann die Färbung beginnen. Dabei wird der Stoff auf einen Sternreif gespannt, der bis zu 18 Meter fassen kann. Darunter befindet sich die Küpe, ein ca 3 Meter tiefer, in den Boden gelassener Brunnen, der mit pflanzlicher Indigo-Farbe gefüllt ist. Die Zusammensetzung der Farbe ist vollkommen auf natürlicher Basis und muss vor jedem Färbeprozess mittels Umrühren „belebt“ werden. Dadurch entfaltet sich die Intensität der Farbe. Nach dem aller ersten Tauchgang in der Küpe erscheint der Leinenstoff leuchtend grün. Durch die Verbindung mit Sauerstoff jedoch verfärbt es sich allmählich zu blau. Je nach Dicke und Webart des Stoffes, benötigt man mehrere Tauchgänge und zwischenzeitliche Trockenphasen an der Sonne um den gewünschten Blau-Ton zu erreichen. Somit kann man einen Färbeprozess nicht immer zeitlich bestimmen da die Dauer der Produktion von den Gegebenheiten der Natur abhängig ist. Dazu gehören anfangs schon die Fasern des Leinenstoffes sowie die Wetterverhältnisse im Färbezeitraum.

Im letzten Schritt wird der farbabweisende Papp in der Waschmaschine herausgewaschen. Jetzt zeigt sich das vorher aufgedruckte Muster weiß auf blauem Untergrund. Den Abschluss der Arbeit bildet das Mangeln. Nun ist der Stoff bereit zur weiteren Verarbeitung, z. B. zu Tischwäsche, Kissen, Vorhängen oder Meterware.