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Last Print Brucklyn

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Bernhard Michali kam bereits als junger Mann mit der Druckkunst in Berührung.

In seiner Ausbildung zum damaligen Beruf des Druckvorlagenherstellers lernte er nicht nur die Grundlagen der Farbenlehre, sondern sie schulte auch seine Geduld und Vorstellungskraft. Der alte Lehrmeister in der Repro-Anstalt zeigte seinem Lehrling damals Originale Lithografien, die mit dem von Alois Senefelder entwickelten Steindruckverfahren erstellt worden waren: Auf Stein gezeichnet – vom Stein gedruckt. Dieses Schlüsselerlebnis löste bei Michali eine Faszination für diese alte Handwerkstechnik aus, die bis heute anhält. Weitere prägende Fügungen waren die Begegnung mit einer Muse-umspädagogin, die das Handwerk der originalen Steindruck-Lithografie unterrichtete, sowie der Anschluss an die Lithografie-Werkstatt von Günther Paule als regelmäßiger Begegnungsort zum Tüfteln, Verfeinern, Entwickeln von Techniken auf dem Lithografie-Stein und zum wertvollen Austausch mit anderen Künstlern und Künstlerinnen, die diese Technik anwenden.

Für Bernhard Michali ist die Lithografie die malerischste Technik im Bereich der Druckgrafik, sie bietet das größte Repertoire an künstlerischen und farblichen Ausdrucksmöglichkeiten. Das Handwerk der Originalen Lithografie zu bewahren, mit modernen Techniken zu verfeinern und weiterzuentwickeln, wurde zur Herzensangelegenheit für Michali. Faszinierend für ihn ist die Kombination aus kreativer, freier Gestaltung und präzisen handwerklichen Prozessabwicklungen. Die Technik verlangt Verständnis für chemische Prozesse und mechanische Abläufe ebenso wie Akzeptanz für die verwendeten Naturmaterialien. Aus dem simplen Prinzip des Zusammenwirkens von Fett und Wasser ergibt sich, wenn die künstlerisch-kreative Ader dazu kommt, eine berauschende Vielfalt an Ausdrucksformen.

Den Grundstein für sein eigenes Atelier legte Bernhard Michali 1989 durch die Konstruktion einer Druckpresse nach seinen eigenen Plänen. Eine originale „alte Presse“ zu erwerben war zur damaligen Zeit für ihn nicht möglich, auch nicht bezahlbar. Das Thema ließ ihn jedoch nicht los und sowie sich eine Möglichkeit bot, wurden gebrauchte Lithografie-Steine gekauft, welche mit den Jahren die Werkstatt füllten. Hinzu kamen Lederwalzen, chemische Stoffe, Farben und viele weitere Utensilien, die zur Ausübung des Handwerks und der Kunst der Lithografie benötigt werden. So entstand mit den Jahren die eigene gut ausgestattete Litho-Werkstatt.

Im Laufe der Jahre ist es Bernhard Michali gelungen, in der lithografischen Druckkunst einen ganz eigenen Strich und Stil zu entwickeln. Die Farbe ist ein wesentlicher Bestandteil seines künstlerischen Schaffens. Neben der Originalen Lithografie erweitern andere Techniken wie Monotypie, Hochdruck, Holzschnitt und Siebdruck das Repertoire der Druckwerkstatt. Im Zuge der stetigen Weiterentwicklung lithografischer Techniken ist es Michali gelungen, den Bogen von der Fotografie zur Originalen Lithografie zu schlagen. Er hat ein eigenes Verfahren entwickelt, Basisabdrücke von Fotografien auf dem Stein zu erstellen, die dann in lithografischen und künstlerischen Ausdruck umgewandelt werden. Somit finden die alte überlieferte Druckkunst des Steindrucks und digitale moderne Techniken zueinander. Die Nachhaltigkeit des Druckträgers Stein begegnet dem schnellen Ausdruck der digitalen Fotografie – alte Technik und moderne Verfahren ergänzen und befruchten einander.

Schwerpunkt-Themen von Bernhard Michalis Bilderwelten sind „Old American Beauties“, „Blues“, „Reiseimpressionen“ und „Natur“. Daneben gibt es weitere einzelne Bilder-Stories und Motiv-Serien. Amerikanische Oldtimer, die „Old American Beauties“ sind Michalis weitere Leidenschaft, die sich in seinen Bildern widerspiegeln. Diese bezaubern durch ihr extravagantes Design und sind für Michali Ausdruck von Freiheit, Mobilität und der Bereitschaft, sich auf den Weg zu machen und immer wieder Neues zu entdecken.

Ebenso fasziniert ist er von großartigen Blues-Musikern, deren Leidenschaft für die Musik er in seinen künstlerischen Werken mit ebensolcher Passion verewigt. Auch die Natur und seine vielen Reisen in die Welt liefern unendliche Anregungen und Impulse für seine Werke.

In zahlreichen Einzel- sowie Gemeinschaftsausstellungen mit dem Künstlerkreis um Günther Paule hat Bernhard Michali vielfach seine Werke öffentlich präsentiert. Mit der Erweiterung der eigenen Druckwerkstatt und auch durch die Beteiligung an der BBK-Veranstaltung „Tag der Druckkunst“ sollte das bisher namenlose Atelier auch einen Namen bekommen und wurde zur Lithografie-Werkstatt „Last Print Brucklyn“. Impulsgebend für den Namen waren die vielen Reisen nach New York sowie der Stadtteil „Bruck“ in Erlangen, in dem Bernhard Michali lebt.

Schon seit vielen Jahrzehnten engagiert sich Michali für die Erhaltung sowie die Weiterentwicklung der Ausdrucksmöglichkeiten der Originalen Steindruck-Lithografie. Bei der Erkundung der Vielfalt der künstlerischen Möglichkeiten der Lithografie ist er dabei – wie es scheint – noch lange nicht am Ziel seiner Reise angekommen.