Im Alter von fast 102 Jahren verstirbt 2009 der Münchner Künstler Rupprecht Geiger. Der Familie Geiger ist es ein Anliegen, sein künstlerisches Werk wunschgemäß am Leben zu erhalten. So wurde ein Jahr nach seinem Ableben im Dezember 2010 sein ehemaliges Atelier am südlichen Stadtrand von München, in dem er ab Mitte der siebziger Jahre jeden Tag ein paar Stunden verbrachte, als Archiv Geiger eröffnet. Seitdem betreut und fördert diese kleine museale Institution das Gesamtoeuvre von Rupprecht Geiger.
Rupprecht Geiger wurde 1908 als Sohn des Malers und Grafikers Willi Geiger und seiner Frau Clara in München geboren und verstirbt dort 2009. Die Kunst begleitete ihn durch den Beruf des Vaters von Kindesbeinen an. Er schlug jedoch zuerst die Laufbahn eines Architekten ein. Die Kriegsjahre gelten als sein „autodidaktisches Studium der Malerei“. Sie markierten auch den Beginn seiner malerischen Laufbahn, die sich über fast sieben Jahrzehnte erstreckt.
Mit außergewöhnlicher Konsequenz und Kontinuität arbeitete er an seinem künstlerischen Ziel, die Farbe an sich und insbesondere die Farbe Rot in ihrer Absolutheit sichtbar zu machen. Er deklarierte die Farbe als Motiv und gilt mit seinem künstlerischen Ansatz als einer der wichtigsten deutschen Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Werke sind inzwischen in allen wichtigen Museen Deutschlands sowie in einigen musealen Institutionen im Ausland vertreten. Er hinterlässt großformatige, rote Farbfelder, ein umfangreiches druckgrafisches Werk, unzählige Papierarbeiten und Collagen sowie zahlreiche Werke im öffentlichen Raum.
Die Aufgabenbereiche des Archiv Geiger umfassen zum einen den Erhalt des Standortes. Das ehemalige, von Detlef Schreiber gebaute Atelier als langjährige Wirkungsstätte von Geiger ist einmalig und hat Seltenheitswert. Es vermittelt eine einzigartige Atmosphäre und ermöglicht einen besonderen Zugang zu seinem künstlerischen Werk. Das „Juwel“ dieses Ortes ist der Pigmentraum in dem die Besucher und Besucherinnen nahezu in die leuchtenden Farben Geigers eintauchen können.
Ein weiterer Fokus liegt in der Kunstvermittlung für Groß und Klein. Neben öffentlichen Führungen können Erwachsene im Rahmen eines vielfältigen Vermittlungsprogramms bei Papier-, Collagen- und Siebdruck-Workshops die Arbeitsweise Geigers selbst ausprobieren. Abwechslungsreiche Kinder-Workshops bringen der jüngeren Generation die Kunst Geigers näher. Auch auf diversen Social Media Plattformen wird seine Kunst vermittelt: einzelne Youtube-Videos geben einen Überblick über spezifische Themen rund um das Leben und Schaffen Geigers und auf dem Instagram-Kanal kann man regelmäßig digital in die Farben Geigers eintauchen.
Der dritte Schwerpunkt des Archivs liegt in der Pflege des Nachlasses und in der Unterstützung der Forschung, die sich mit wissenschaftlichen Anfragen auch in der Restaurierung befasst. Somit gibt das Archiv Rupprecht Geiger, diesem einzigartigen Künstler in der vielbewegten und schnelllebigen Kunstlandschaft eine Stimme.
Fotos von: (Titelbild und Fotos 2,3,4,5,6): Oliver Heissner, (Foto 7): Marian Wilhelm, München
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