Pflanzenjäger

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Die meisten unserer Zier- und Nutzpflanzen stammen aus fernen Ländern – der prachtvoll illustrierte Band der mehrfach ausgezeichneten Journalistin und Gartenhistorikerin Ambra Edwards erzählt von den Personen, die diese Pflanzen nach Europa brachten.

Die reiche Beute von Pflanzenjägern prägte Imperien, sorgte für wirtschaftlichen Aufschwung, revolutionierte die Medizin und förderte unser Verständnis der Naturwissenschaft. Dieses Buch, erschienen 2022 beim Gerstenberg Verlag, präsentiert außergewöhnliche Männer und Frauen – eifrige Forscher, verwegene Abenteurer, Mediziner und Diebe. Auf der Suche nach dem ‚grünen Gold‘ reisten sie in alle Winkel der Erde und nahmen unvorstellbare Strapazen auf sich. Dem Wagemut der Pflanzenjäger ist es zu verdanken, dass unzählige Blumen und Nutzpflanzen unsere Gärten und unser Leben bereichern.

Ambra Edwards erzählt anfangs bildhaft von der Geschichte der Pflanzenjagd, angefangen mit der Zeit, in der wir alle einst Pflanzenjäger auf Nahrungssuche in der Wildnis waren. Besonders mit Beginn des Ackerbaus gewannen Pflanzen als Medizin oder Zierde neue Aspekte, doch ist dieses Wissen in den modernen Industriegesellschaften fast verloren gegangen. In Kulturen, die noch enger mit der Natur zusammenleben, hat sich schamanisches Wissen erhalten, das Pflanzen zum Beispiel als Wirk- und Heilmittel schätzt. Auch in der westlichen Welt lernt man gerade wieder, das uralte Pflanzenwissen zu respektieren und es werden eifrig neue Eigenschaften von Flora und Fauna versucht zu entschlüsseln.

In ihrer Schilderung lässt die Autorin auch die Schwierigkeit der westlichen Perspektive nicht außer Acht. In der Pflanzenjagd spiegeln sich kristallklar und unbequem präzise die ökonomischen, politischen, intellektuellen und religiösen Strömungen der Geschichte: Pflanzen fluteten aus kolonialisierten, ausgebeuteten Ländern nach Europa, sie folgten dem chinesischen Buddhismus nach Japan, den verfolgten Hugenotten aus Frankreich heraus und den Pilgervätern nach Amerika. Pflanzen lieferten den großen existenziellen Debatten des 19. Jahrhunderts Munition, und heute sind sie Totem der dringendsten globalen Sorge, des Klimawandels.

„Pflanzenjäger“ beschreibt, gegliedert nach Kontinenten, insgesamt 44 verschiedene Blumen und Nutzpflanzen, vom Neuseeland-Flachs über den aus Asien stammenden Ginkgobaum zur Dahlie aus Mexiko. Dabei hat kein Kontinent mehr zur westlichen Gartengestaltung beigetragen als Asien: Die meisten Pflanzen, die die weltweit bewunderten englischen Gärten charakterisieren, stammen aus Japan, China oder dem Himalaja. Die hinreißende Bebilderung in diesem Buch liefern über 100 Illustrationen aus den Archiven der Königlichen Botanischen Gärten von Kew.

Der Band ist eine Möglichkeit, an den versteckten Schönheiten der Welt von Flora und Fauna teilzuhaben und beim Entdecken ihrer Geschichte in der Zeit zurückzureisen.

 

 

Pflanzenjäger. Wie exotische Pflanzen in unsere Gärten kamen
Ambra Edwards
Gerstenberg Verlag
ISBN: 978-3-8369-2189-3
304 Seiten, Hardcover, durchgehend farbig
Erschienen am 27. Juni 2022, aus dem Englischen von Anke Albrecht
40,00 Euro

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Fotos von: © Royal Botanic Gardens, Kew, aus: Pflanzenjäger, Gerstenberg Verlag